Mit lautem Gebrüll stürmen die Nahk?mpfer an mir vorbei, w?hrend gleichzeitig ein Pfeilhagel über meinen Kopf schwirrt. Ich beobachte das Geschehen einige Sekunden lang, bereit jede Sekunde einen der K?mpfer mit einem Manabolzen zu unterstützen.Im Endeffekt muss ich aber feststellen, dass ich den Leuten in so einem Szenario nicht helfen kann. Widerwillig l?se ich meinen Zauber auf und krieche zurück zu den Bogenschützen. Auch viele der Fernk?mpfer habe ihr Feuer eingestellt. Die Wahrscheinlichkeit den Falschen zu treffen ist einfach zu gro?. Die einzige Ausnahme hiervon ist Sven. Ohne mit der Wimper zu zucken jagt er Pfeil um Pfeil in das Gewusel. Es ist schwer jeden Pfeil zu sehen aber die meisten Projektile scheinen ihr Weg ins Fleisch der Raubtiere zu finden. Ich lehne mich an einen Baum an um das Spektakel besser beobachten zu k?nnen. Die ersten Abenteurer, welche sich zurückziehen müssen sind unsere Helden der Stunde. Beide sehen schlimm aus, doch das Grinsen in ihren Gesichtern spricht eine andere Sprache.
Es ist mittlerweile wieder Stille auf unserem Rastplatz eingekehrt. Ersch?pft liegen viele der Frauen und M?nner nun am Boden und ruhen sich aus. Die Panik, die Angst, die Wut, der Stress, alles f?llt nun von ihnen ab. Jeder einzelne der Angreifer ist gefallen. Clara sieht aus als w?re sie in einen merkwürdigen Farbeimer gefallen. Die Kriegerin hat sich im Kampf gegen die Tiere ausgezeichnet geschlagen. Ihre Achtsamer Blick-Fertigkeit, welche ihr eine quasi Rundumsicht gew?hrt, trumpft in so einem Szenario richtig auf. Sie alleine ist für vier der nun brennenden Kadaver verantwortlich. Jedoch war dieser Sieg nicht ohne Verluste. In dem Feuer brennen nicht nur die W?lfe, sondern auch zwei unserer Weggef?hrten.
Nachdenklich starre ich in das Feuer. Warum sind die Biester nicht geflohen? W?lfe sind kluge J?ger. Sie machen normalerweise vor allem Jagd auf schwache, alte oder unvorsichtige Beute. Ich kann den Frontalangriff akzeptieren. Sie w?hnten sich mit ihrer Furchtfertigkeit im Vorteil. Allerdings wurde nach dem Abklingen der Fertigkeit sehr schnell klar, dass wir die Oberhand haben. Speziell der Level 38 Wolf, welcher der Hauptverantwortliche für die Toten auf unserer Seite ist, h?tte mühelos fliehen k?nnen. Traue ich den Tieren etwa mit so einer simplen Einsch?tzung der Situation zu viel zu? Die n?chste Ungereimtheit ist das Level des Wolfes. Warum begegnen wir auf einer Mission, welche für Level 25 geeignet sein soll, einem Raubtier das dreizehn Level darüber ist? Haben die Leute von der Abenteurergilde etwa einen Fehler gemacht?
“Hast du einen Moment für mich Zeit?” Mein Blick f?llt auf Marco. Vor lauter Tr?umerei habe ich ihn gar nicht bemerkt: “Es ist ja nicht so als ob ich dir aktuell einfach davonlaufen k?nnte.” Der Mann mit den kurz geschorenen, braunen Haaren schenkt mir ein L?cheln und setzt sich zu mir. “Was glaubst du steckt dahinter?” “Wohinter?” frage ich ahnungslos. “Verkauf mich nicht für dumm. Wir beide wissen, dass mit den Biestern irgendwas nicht rund l?uft. Ich fresse einen Besen wenn das Geschehen heute Nacht und in Kleinbruch normal sein soll. Also was denkst du?” Ich zucke mit den Schultern: “Ich kenne mich hier in der Gegend nicht aus. Von daher k?nnte es praktisch alles sein. Hast du Vincent schon davon erz?hlt?” Der Schurke nickt: “Er meinte nur, dass ich einen guten Riecher habe. Allerdings brichst du eher erfolgreich bei der Lester-Familie ein als dass du aus dem Mann etwas nützliches heraus bekommst.”
Die ersten Sonnenstrahlen lassen mich endlich aufstehen. An Schlaf war nach den Ereignissen der Nacht nicht mehr zu denken. Das Heilen meines Beines h?tte aber vermutlich sowieso zu schlaflosen Stunden geführt. Den Gesichtern der Anderen nach zu urteilen war ihre kurze Nachtruhe allerdings auch nicht besser. Nach einem kurzen Frühstück sind wir wieder unterwegs. Alle Gespr?che wurden auf das Minimum reduziert. Sowohl die F?hrtenleser als auch der n?chtliche Angriff deuten darauf hin, dass wir den Biestern langsam auf den Pelz rücken.
Am frühen Nachmittag laufen wir schlie?lich in die n?chste Wolfsgruppe. Wie aus dem Nichts schie?t pl?tzlich ein graues Wesen aus dem Dickicht und verbeisst sich in einen unserer Krieger. Nachdem ich den initialen Schock überwunden habe, leuchtet mein Zauberstab umgehend auf. Wir haben so eine Situation bereits vorher gesehen und Sven kam mit einem guten Plan um die Ecke. Neben mir eilen die Bogenschützen zum n?chstgelegenen Baum, klettern flink hinauf und er?ffnen das Feuer. Alle Nahk?mpfer au?er einer der Frontk?mpfer bilden kleinere Gruppen um sich zur Wehr zu setzen. Der Schildtr?ger geht neben mir in Stellung. Seine einzige Aufgabe besteht darin, mich aus allem rauszuhalten. Sven meinte zu uns, dass es eine Standardstrategie sei, immer den Magier zu beschützen. Da sich der Schrank von einem Mann freiwillig gemeldet hat und Clara wesentlich besser für den Angriff geeignet ist, habe ich kein Problem mit dieser Herangehensweise.
V?llig unbedr?ngt wirke ich gut zwei dutzend Manabolzen um unsere Angriffs- beziehungsweise Verteidigungslinie zu unterstützen. Der Plan des jungen Bogenschützen funktioniert hervorragend. Gemeinsam mit Clara gehen alleine acht Leichen auf unser Konto. Jedoch hat in dieser Schlacht der Krieger, welcher am Anfang attackiert wurde, sein Leben lassen müssen. Von anfangs 35 M?nner und Frauen sind drei definitiv und zwei sehr wahrscheinlich tot. Die restlichen neun Abenteurer haben wir seit unserer Ankunft in Kleinbruch nicht wieder gesehen. Man kann nur hoffen, dass es ihnen gut geht. Marco schl?gt schlie?lich vor, dass wir unseren Nachtlager heute zeitig aufbauen sollten. Alle sind müde und ersch?pft. In einem solchen Zustand weiter nach der Ursache des Ganzen zu suchen bringt uns nur bedingt weiter. Der Vorschlag wird einstimmig angenommen und vier Personen werden für je vier Stunden zur Nachtwache bestimmt.
Zur Mittagsstunde des n?chsten Tages erklimmen wir einen Hügel. Da ich mich eher im hinteren Teil der Kolonne befinde, bekomme ich gar nicht mit wie die ersten Bogenschützen die Spitze erreichen und sich schlagartig auf den Boden werfen. Ein Flüstern geht durch die Reihe und erreicht auch schlie?lich mich. Wie es aussieht haben wir wohl den Unterschlupf der W?lfe endlich gefunden. Die Krieger haben bereits ihre Waffen gezückt aber von vorne erfolgt das Kommando zum Rückzug. Ich bin nicht der Einzige, welcher davon irritiert ist. Ein Stück vom Fu?e des Hügels entfernt richtet schlie?lich Sven das Wort an uns. Der Bogenschütze ist sichtlich angespannt: “Ich habe gute und schlechte Nachrichten für euch. Die Gute ist, dass wir sehr wahrscheinlich den Unterschlupf der W?lfe gefunden haben. Auf der anderen Seite des Hügels erstreckt sich ein Grasfeld. Nicht nur meine ich den ein oder anderen Wolf gesehen zu haben, sondern auch einen H?hleneingang.”
Einige der Abenteurer zeigen sich erleichtert über diese Entdeckung. Immerhin sind mittlerweile schon ein paar Tage unterwegs. Allerdings lasse ich mich von ihrer Vorfreude nicht mitreisen: “Und was ist die schlechte Nachricht?”, frage ich den Bogenschütze. “Naja, direkt neben der H?hle hockte ein schwarzer Wolf dessen Level ich nicht sehen konnte.” Schlagartig ist die gute Stimmung wieder dahin. “Bist du dir sicher, dass du dich auch nicht verguckt hast?”, fragt Marco. “Du kannst gerne selbst nachschauen wenn du m?chtest.”
Nacheinander steigen wir vorsichtig den Hügel hinauf und sp?hen auf die andere Seite. Tats?chlich ist die Lage so, wie Sven sie uns beschrieben hat. Ohne Probleme kann ich ein dutzend der Tiere ausmachen, welche das gute Wetter für ein Sonnenbad nutzen. Auch der schwarze Wolf ist da, jedoch scheint er mehr schwarz-grau gestreift zu sein. Genau kann ich es aus dieser Distanz aber nicht sagen. Sein Level ist für mich jedoch genauso klar zu erkennen, wie das der meisten Einwohner in Torfbergen.
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Niedergeschlagen sitzen und stehen wir wieder zusammen. Das muss ein schlechter Scherz sein oder? Ein Rang 2 Biest auf einer Level 25 Mission? Sophie versucht uns damit aufzumuntern, dass der Wolf nur Level 10 ist und somit keine gro?e Sache sei. Wie kann die Frau behaupten, dass etwas was 30 Level über den Meisten von uns ist, keine gro?e Sache w?re? Au?erdem kommt noch der Rangunterschied dazu. Logischerweise gibt ein Level im zweiten Rang mehr Attributspunkte als im Ersten. Somit ist der tats?chliche Unterschied wohl eher bei 40 Level oder sogar noch mehr. Ein paar schlagen vor, dass wir es dennoch probieren sollten. Solch ein Biest zu t?ten w?re nicht nur prestigetr?chtig, sondern gew?hrt auch absurd viel Erfahrung für jemanden wie uns. Es entbrennt eine Debatte darum, ob und wenn ja wie wir das Tier erlegen k?nnten.
W?hrend die Anderen diskutieren, suche ich das Gespr?ch mit unseren Aufpassern: “Wisst ihr zuf?llig, wie genau die Levelvergabe einer Mission funktioniert?” Leider wissen Greg, Sophie und Vincent das auch nicht so genau. Nur jemand mit einer Verwalterklasse kann Mission durch das System erschaffen. Sie sind genauso bindend, wie Systemvertr?ge, welche mit dieser merkwürdigen Tinte geschrieben werden. Sie versichern mir aber dass im Normalfall keine der Angaben falsch ist. Ein Verwalter kann die Kosten, die Belohnung oder aber auch das empfohlene Level anpassen aber nur mit den entsprechenden Fertigkeiten und nur in einem gewissen Toleranzbereich. In unserem Fall k?nnte die Person zum Beispiel das Mindestlevel auf 25 gedrückt haben, weshalb aber im Ausgleich dafür die Teilnehmerzahl h?her ist. Was allerdings passieren kann ist, dass dem Verwalter nicht alle Informationen vorliegen und er deshalb die Mission falsch einsch?tzt. Jedoch springt bei Bekanntwerden der Informationen das System ein und warnt die Teilnehmer entsprechend.
K?nnten vierzig Rang 1 Abenteurer gegen einen Rang 2 Level 10 Wolf gewinnen? Die Antwort ist sehr wahrscheinlich schon. Quantit?t ist immerhin auch eine Qualit?t. Die Opfer w?ren allerdings enorm. Au?erdem ist nicht ausgeschlossen, dass in der H?hle noch mehr von diesen Ungeheuern lauern. Nachdenklich kehre ich zu meinen Platz zurück und rufe die Mission noch einmal auf.
Das empfohlene Level liegt nach wie vor bei 25. Angenommen der Verwalter hat nicht getrickst und das Level stimmt, was bedeutet dass dann für unsere momentane Situation? Ich lese die Zeilen wieder und wieder bis ich mir die flache Hand gegen die Stirn schlage. Wie kann man nur so blind sein! Ich eile zu Clara bedeute ihr mir zu folgen.
“Wir müssen zurück nach Kleinbruch.” Die Kriegerin schaut mich verdutzt an: “Was willst du denn nochmal in diesem Geisterdorf?” Ich grinse sie an: “Die Mission absolvieren, was denn sonst?” Sie schaut mich an als w?re ich verrückt geworden. “Ich erkl?re es dir auf dem Weg, vertrau mir.” “Lust mich in das Geheimnis mit einzuweihen?” Ich schaue zu Marco herüber. Wie zum Kuckuck hat er sich so lautlos an uns herangeschlichen? Da ich aber nicht genau wei?, was uns erwartet, habe ich gegen ein wenig Hilfe nichts einzuwenden: “Wenn du und deine Gruppe uns begleitet dann gerne.”
Es ist etwa eine Stunde sp?ter als Marco es schlie?lich nicht mehr aush?lt: “H?r bitte auf so fr?hlich zu grinsen und verrate uns endlich was du rausgefunden hast.” Ich drehe mich zu Clara und dem Schurkenquartett um: “Wenn wir die Hauptmission erledigen wollen, müssen wir nach Kleinbruch zurück.” “Und warum genau?”, fragt er mich. “Mir sind zwei komische Dinge an der Mission aufgefallen. Erstens stellt sich mir die Frage, warum die W?lfe für einen Level 25 Auftrag so ein hohes Level haben. Zweites w?re da die Tatsache der zwei Teile der Mission. Warum gibt es zwei Aufgaben, statt nur Einer aber mit zwei Aspekten?”
“Auf dein erstes Problem habe ich keine L?sung”, entgegnet mir der Schurke, “ aber macht es überhaupt einen Unterschied ob es nun eine Aufgabe oder mehr sind?” “Wenn ich richtig liege, dann macht es einen gro?en Unterschied. Meine Theorie ist, dass irgendjemand oder irgendetwas die Tiere manipuliert. Anders ausgedrückt besch?ftigt sich Aufgabe 2 nur mit dem Symptom und nicht der Ursache selbst. Die Mission ist erfüllt, wenn jemand der Lester-Familie oder der Abenteurer-Gilder die Ursache nennt. Da auch theoretisch nur eine Person die Mission h?tte annehmen k?nnen, muss sie also auch für jemand Einzelnen machbar sein. Da kein Level 25 Abenteurer dutzende W?lfe t?ten kann, bin ich der Ansicht, dass k?mpfen gar nicht Teil der wahren Mission ist. Folglich muss man die Ursache an einem Ort finden k?nnen, an dem keiner oder nur sehr wenige der kontrollierten W?lfe zugegen ist. Die Frage ist also nun, wo genau man nach der Ursache suchen soll. Es hat eine Weile gedauert, bis bei mir der Groschen gefallen ist und ich den Missionstitel als den Hinweis verstanden habe, der er ist.”
Mit einem Umweg um unsere Lebensmittel wieder aufzufrischen brauchen wir insgesamt zehn Tage um das Geisterdorf zu erreichen. Es w?re doch gelacht, wenn wir der Ursache des Ganzen nicht auf die Spur kommen würden.