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Kapitel 26: rätselhafte Wölfe Teil 1

  Die ersten Sonnenstrahlen tasten sich langsam über W?lder und Wiesen. Vereinzelte V?gel sind bereits wach und begrü?en einen neuen Tag. Nur missmutig gebe ich die w?rmende Umarmung meiner Decke auf und schwinge mich aus meiner H?ngematte. Die Müdigkeit ist bei den herrschenden Temperaturen und nach ein paar Runden um die B?ume schnell vergessen. Clara schlie?t sich mir an. Da wir beide keine gro?artigen Morgenmenschen sind, nehmen wir unser Essen still zu uns, bauen die H?ngematten ab, schultern die Rucks?cke und machen uns zügig auf den Weg nach Torfbergen. Nicht das es zu unserem Treffpunkt am Tor besonders weit w?re aber ich m?chte ungern zu sp?t kommen.

  Die vergangen Stunden haben wir dazu genutzt um unsere Vorr?te komplett aufzufüllen, neue Schuhe zu kaufen und mehr Informationen über W?lfe zu sammeln. Mit den neuen Tretern sollten lange Wanderungen, sowie Matsch und Regen kein Problem darstellen. Dank meines gro?en Rucksacks werden wir die n?chsten Wochen auch nicht hungern müssen. über W?lfe selber haben wir nur wenig Neues erfahren. Das einzig mir Unbekannte war, dass manche von ihnen mit ihrem Jaulen einen Furchtzauber erschaffen k?nnen. Solange ich aber weit genug von ihnen weg bin oder ihr Level nicht hoch ist, sollte Eiserner Wille mir hier gute Dienste erweisen. Einige Abenteurer wollten uns etwas von feuerspeienden oder dreik?pfigen Ausgeburten erz?hlen aber ich denke, sie wollten uns nur einschüchtern. Ich glaube nicht, dass es feuerspeiende W?lfe gibt, zumindest nicht in der N?he von Torfbergen.

  Keine fünfzehn Minuten sp?ter erreichen wir das Stadttor. Zu so früher Stunde ist hier noch wenig los. Die einzige Ausnahme bildet die Gruppe von Menschen, welche sich neben dem Tor versammelt hat. Da es sich bei fast allen um Rang 1 Abenteurer handelt , ist es unschwer zu erraten weshalb sie hier sind. Eigentlich h?tte es mir schon in der Gilde auffallen müssen aber es ist erstaunlich wie jung die Abenteurer sind. W?hrend Clara wohl gut in den Altersschnitt passt, bin ich definitiv bisher der zweit?lteste Teilnehmer.

  Ich nehme aufgrund seiner Kleidung und den zwei Dolchen an seine Hüfte an, dass es sich bei dem ?lteren Herrn um einen Schurken handelt. Der Mann begrü?t mich mit einem warmen L?cheln. Wie sich nach einem kurzen Gespr?ch herausstellt, begleitet uns Vincent als eine Art Aufpasser für eine dreik?pfige Schurkengruppe. Es ist gut zu wissen, dass im Notfall ein h?herrangiger Abenteuer mit von der Partie ist.

  Auch mit dem Rest der jungen Erwachsenen kommt man gut ins Gespr?ch. Viele freuen sich auf den Auftrag, w?hrend sich vor allem die Schurken eher zurückhaltend geben. Es dauert noch ein paar Minuten bis schlie?lich die gr??te Gruppe erscheint, die Sira-Gilde. Sechs M?nner und Frauen schreiten durch das Tor und kommen auf uns zu. Zwei der Personen sind einen Rang über mir. Sie alle eint das Abzeichen auf ihrer Brust. Es zeigt einen gespannten Bogen, welcher eine Getreide?hre geladen hat. Neben dem Abzeichen f?llt vor allem ihre Ausrüstung auf. Einen der Bogenschützen mit denen aus einer anderen Gruppe zu vergleichen kommt selbst in meinen Augen einer Anma?ung gleich. Zu meiner überraschung tritt der jüngste Bogenschütze nach vorn und richtet das Wort an uns:

  “Guten Morgen an alle. Für diejenigen welche mich nicht kennen, ich hei?e Sven F?rster und führe die Mitglieder der Sira-Gilde heute an. Mit so einer gro?en Truppe sollten wir die Mission im Handumdrehen erledigt haben. Bevor wir losziehen fasse ich noch einmal zusammen was wir bisher über den Auftrag wissen” Argw?hnisch begutachte ich den jungen Mann. Er ist vermutlich nicht nur der jüngste, sondern auch mit Level 41 der h?chste Teilnehmer der Mission. Ich nehme mal stark an, dass die Rang 2 Frau mit dem Gro?schwert und der Bogenschütze aus dem gleichen Grund dabei sind wie der ?ltere Schurke. Ich habe bisher nur nichts schlechtes über die Sira-Gilde geh?rt. Ihr Anführer der, wer h?tte es gedacht, ebenfalls ein Bogenschütze ist, geh?rt zu den bekanntesten Leuten in Torfbergen. Man erreicht Rang 3 nunmal nicht indem man den ganzen Tag in einer Kneipe sitzt.

  Allerdings irritiert mich Sven. Ich komme nur nicht darauf, was es sein k?nnte. Er wirkt etwas nerv?s aber das ist in so einer Situation auch verst?ndlich. Als Anführer der gr??ten und st?rksten Gruppe hat er automatisch auch das Sagen bis wir in Kleinbruch ankommen. “Da wir das nun gekl?rt haben, würde ich nun das Schutzgeld nach Kleinbruch eintreiben. Pro Personen w?ren das 10 Sil.” Ich runzle verwundert die Stirn. Clara ist jedoch schneller mit ihrer Nachfrage als ich. “Warum sollten wir dir und deiner Gruppe Geld zahlen? Wir wollen doch so oder so alle in die gleiche Richtung.” Sie ist nicht die Einzige, welche sich unzufrieden mit der Situation zeigt. Allerdings scheint Sven auf diese Frage vorbereitet gewesen zu sein: “Natürlich ist unser Ziel das gleiche aber den Weg dahin kann jede Gruppe auch gerne alleine gehen. In einer gro?en Gruppe unterwegs zu sein garantiert allerdings eine gewisse Sicherheit. Dennoch sind die Risiken einer solchen Reise nicht zu untersch?tzen. Die Sira-Gilde ist gern bereit jeden für einen Obolus eine sichere Reise zu gew?hren.”

  Es ist zugegebenerma?en eine clevere Masche. Wir sind alles nur Rang 1 Abenteurer. Die Chance auf etwas zu treffen, was wir nicht bezwingen k?nnen ist hoch. Somit macht es durchaus Sinn für die Gilde direkt zwei Aufpasser mitzuschicken um zumindest noch an etwas Kleingeld zu kommen. Trotzdem sehe ich in den Gesichtern, dass sie nicht unbedingt damit einverstanden sind. “Hier sind 40 Sil”, spricht Vincent und überreicht Sven einen Geldbeutel. Mit dieser Aktion hat der ?ltere Mann clever jeglichen Protest erstickt. Nach und nach zahlen schlie?lich alle Anwesenden ihren Beitrag. Für mich muss Clara einspringen, da ich aktuell nur noch 4 Sil besitze. Festes Schuhwerk hat nunmal seinen Preis.

  Stunden sp?ter ist der kleine Zwischenfall allerdings bereits vergessen. Wenn ich davon ausgehe, dass vierzig Personen die Mission angenommen haben, dann sind fünf Leute abwesend oder haben sich eigenst?ndig auf den Weg gemacht. Wenn man die drei Aufpasser au?en vor l?sst, sind wir drei Frontk?mpfer, zwei K?mpfer, elf Krieger, zw?lf Fernk?mpfer, drei Schurken und ein Magier. Ich wei? mittlerweile, dass Magier recht selten sind aber hatte dennoch auf einen Genossen gehofft. Sich mit jemanden auf einem ?hnlichen Level auszutauschen ist etwas anderes als mit einem Rang 2 Windmagier.

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  Ich seufze laut. Warum mussten ausgerechnet Greg und ich die kurzen Strohhalme ziehen? Klar, der n?chsten Generation ein wenig unter die Arme zu greifen ist auch wichtig aber davon steigt mein Level nicht. Im Vergleich zum Wimmerwald ist das hier das reinste Schnarchfest. Naja, wenigstens sind die Kids gut drauf. Hoffen wir mal, dass es auch in der bevorstehenden Nacht so bleibt. “Entschuldigt die Frage aber wann habt ihr vor das Nachtlager aufzuschlagen?”, dringt es von hinten an mein Ohr. Ein kurzer Schulterblick genügt mir um zu wissen, dass die Stimme dem Magier geh?rt. Ich hatte schon Angst, dass wir den einzigen Magier in ganz Torfbergen erwischt haben, welcher nur aus Zufall seinen Stab richtig herum h?lt. Zum Glück muss ich mich damit nicht rumschlagen. “Wir werden noch etwa drei Stunden weiterlaufen. Sowohl Sophie, Greg und wenn es mich nicht t?uscht auch Vincent sollten über Nachtsicht verfügen. Falls jemand eine Fackel brauchen sollte, h?ndige ich ihm gerne eine für 2 Sil aus”, erkl?rt ihm unser angehender Meisterschütze. Chris schw?rt auf den Jungen und der Boss hat nunmal immer Recht.

  Der Magier bleibt stehen: “Sch?n und gut aber ich würde schon gerne sehen wo ich hin laufe. Wenn nur drei von uns problemlos durch die Nacht wandern k?nnen, dann sollten wir lieber hier unser Nachtlager aufschlagen.” Sven scheint dieses Argument nicht erwartet zu haben und blickt hilfesuchend zu mir. Ich schenke ihm ein L?cheln. Chris hat Greg und mir aufgetragen uns aus allen Sachen rauszuhalten. Es ist Svens erste Mission als Anführer mit Abenteurern au?erhalb unserer kleinen Familie. Das bedeutet im Klartext, dass der Junge alleine die Vorbereitung macht, den Plan ausarbeitet wie wir das Wolfproblem angehen und sich um die anderen Leute kümmern muss.

  Nachtsicht ist eine verbreitete Fertigkeit unter Rang 2 Abenteurern. Die meisten Mitglieder in unserer Gilde besitzen sie. Au?erdem gibt es in der Gegend leider nichts, was nicht mit einem einzelnen Schwerthieb ruhig gestellt werden k?nnte. Der Knackpunkt ist jedoch, dass das den Anderen nicht bewusst ist und wir für sie Fremde sind. Zu erwarten, dass sie uns einfach so durch die Dunkelheit folgen ist bestenfalls gewagt. Auch der alte Knacker Vincent wird Sven diesmal nicht aushelfen. Man kann f?rmlich sehen, wie die grauen Zellen unseres Meisterschützen arbeiten. Allerdings wird Sven dem Magier Recht geben müssen. Sein Plan war zum Scheitern verurteilt.

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  Wir lassen die n?chste Biegung hinter uns und sehen endlich die ersten H?user von Kleinbruch. Je n?her wir dem Zentrum kommen, desto offensichtlicher wird das Chaos. Zersplitterte Türen und Fenster, kaputte Z?une und getrocknete Blutspuren zeugen von dem Horror der hier vorgefallen ist. Sch?tzungsweise 120 Menschen nannten Kleinbruch ihr Zuhause. Jetzt ist es nur noch ein Geisterdorf. Wir finden auch noch ein paar überreste der Angreifer und ehemaligen Bewohner aber den Geruch von verwesenden Fleisch vertr?gt nicht jeder unbeschadet.

  Sven versucht ein paar der Abenteurer für eine geordnete Durchsuchung des Dorfes zu organisieren aber scheitert damit kl?glich. Es war zwar eine ruhige Reise gewesen aber dem Bogenschütze fehlt es eindeutig noch an Erfahrung. Die Zeit wird zeigen, ob er aus seinen Fehlern lernen kann. Nicht das es mir in irgendeiner weise zustehen würde ihn zu beurteilen. Ich habe ja manchmal schon damit zu k?mpfen auf Clara und mich aufzupassen. über drei?ig Menschen Anweisungen geben? Ich verzichte dankend. W?hrend Einige von uns das Geisterdorf erkunden, folgen andere Abenteurer bereits der mehr als auff?lligen Spur aus dem Dorf hinaus. Die Jagd nach den W?lfen hat nun offiziell begonnen.

  Clara und ich durchk?mmen ein paar H?user auf der Ostseite des Dorfes. Da Kleinbruch nicht von einer Mauer umgeben ist, hatten die W?lfe leichtes Spiel. Holztüren und Fenster halten die Tiere nur bedingt auf. Trotzdem sind einige der Spuren merkwürdig. Würden W?lfe ihre Artgenossen zu Tode trampeln? Ich halte das für eher ausgeschlossen aber der Kadaver vor mir erinnert mich stark an gewisse Ratten. Au?erdem wurde wirklich jedes Haus attackiert. Als J?ger würde ich mich doch vor allem auf einfache Beute konzentrieren. Um allerdings in die Schmiede zu gelangen braucht es mehr als sich einmal gegen die Tür zu werfen. Das gute Stück war mit Metallstreben verst?rkt. Warum der Aufwand für die paar Menschen, welche sich hier versteckt hielten? Irgendetwas passt hier nicht zusammen.

  Nachdenklich kehre ich zum Dorfzentrum zurück. Sophie lehnt am Brunnen, w?hrend von der restlichen Sira-Gilde keine Spur ist. Wahrscheinlich sind sie noch irgendwo auf der Westseite unterwegs. Die K?mpferin wirkt seit unserer Ankunft im Dorf ein Stück besser drauf als vorher. “Und habt ihr was etwas Spannendes entdeckt?”, begrü?t sie uns. “Au?er kaputte M?bel und Blut nicht wirklich”, entgegnet ihr Clara. “Das haben die meisten Massaker so an sich”, scherzt die Abenteurerin, “ jede Menge Blut und kaputtes Holz.” Ich bin mir nicht sicher was ich von dieser Art von Humor halten so. Das h?lt mich jedoch nicht davon ab sie nach ihrer Meinung zu fragen: “Was glaubst du wie viele W?lfe es für so einen überfall braucht?” Sophie l?st sich von dem Brunnen und macht einen Schritt auf mich zu. Die Frau ist vielleicht ein Jahr ?lter als ich aber die Art und Weise wie sie sich gibt l?sst bei mir die Alarmglocken l?uten. Diese Frau ist mindestens genauso eine J?gerin wie die W?lfe. “Wenn du mich so fragst würde ich wohl so auf um die 80 Tiere sch?tzen”, verr?t sie mir mit einem L?cheln. 80! “Und was glaubst du, warum die Tiere so angegriffen haben, wie sie es getan haben?” Für einen Moment meine ich zu sehen wie ihr L?cheln ein Stückchen breiter wird: “Das wirst du wohl schon selber rausfinden müssen.”

  Es war einen Versuch wert. Wir lassen die Abenteurerin schlie?lich zurück und folgen den restlichen Teilnehmern in den Wald. Die Schneise, welche eine solche Schar hinterl?sst ist selbst nach mehr als einer Woche nicht zu übersehen. Da sich uns wenig sp?ter die Schurkengruppe anschlie?t, sind wir zumindest nicht ganz alleine unterwegs. Vor allem mit Vincent und Marco habe ich die letzten Tage ein paar gute Gespr?che führen k?nnen. Vielleicht sind Schurken ja auch gar nicht so schlecht wie ihr Ruf.

  Im Verlaufe der n?chsten drei Tage sammeln wir nicht nur ein paar der anderen Abenteurer wieder auf, sondern werden auch von der Sira-Gilde eingeholt. Man würde meinen, dass auch im hohen Gras die Spuren der W?lfe mehr als eindeutig sind aber so einfach ist es dann doch nicht. Einige der F?hrten trennen sich, bevor sie sp?ter wieder zusammenlaufen. An diesem Punkt erweisen sich vor allem die vielen Bogenschützen als Vorteil. So eine Fertigkeit um Spuren besser zu lesen ist durchaus nützlich.

  Es ist mitten in der Nacht als ich pl?tzlich aus dem Schlaf schrecke. “W?lfe!”, hallt es durch die pechschwarze Nacht. Instinktiv greife ich nach meinem Stab und erschaffe einen Manabolzen. Das glei?ende Licht vertreibt die Dunkelheit und enthüllt zwei der dunkelgrauen Kreaturen nur wenige Meter von mir entfernt.

  Das k?nnte eine lange Nacht werden.

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