home

search

Kapitel 25: neues Schwert

  Still starren wir beide auf den Riss. “Glaubst du, dass die Klinge noch einen Kampf übersteht?” frage ich vorsichtig. Statt mir eine direkte Antwort zu geben packt die Kriegerin das Schwert an beiden Enden und gibt dem Metall einen kurzen Ruck. Das Resultat ist ?u?erst ernüchternd. So ein Mist aber auch. Dabei fehlt uns nur noch eine mickrige Krabbe und wir h?tten den Auftrag erfüllt. Ob ich es auch alleine mit einem der Schalentiere aufnehmen kann? Das Blocken klappt mittlerweile ziemlich gut und selbst ein oder zwei Treffer stecke ich gut weg. Die Frage ist nur wie ich mich gegen die Scherenh?nde am besten verteidige. Clara reisst mich schlie?lich aus meinen Gedanken. “Lass uns weitermachen.” In ihrer Hand ruht ein dicker Ast. Ich bin skeptisch: “Bist du dir sicher? Wenn dich die Biester erwischen ist dein Bein Geschichte.” “Ehrlich gesagt macht es gegen die Krabben keinen Unterschied ob ich nun ein Stückchen Holz oder ein Schwert schwinge. Alles was z?hlt ist, dass die Tiere abgelenkt sind oder nicht?”

  Ganz Unrecht hat sie mit dieser Feststellung nicht. Allerdings glaube ich nicht, dass mit ihrer neuen Waffe so etwas wie Kr?ftiger Schlag funktioniert. Wenn ich Mist baue, k?nnte das Clara teuer zu stehen kommen.

  Wir suchen uns eine neue Krabbe. Der kleine Kerl l?sst sich nicht lange bitten und feuert unvermittelt auf die Kriegerin. Ich schaffe es erneut das Projektil rechtzeitig abzufangen. In der direkten Auseinandersetzung konzentriert sich Clara nur auf das Ausweichen. Der Stock dient nur der Provokation und kann die Scherenh?nde im Ernstfall auch nicht aufhalten. Meine Begleitung handhabt die Situation aber einwandfrei und wir erlegen ein weiteres Krustentier.

  Wir machen ohne Unterbrechung weiter. Die K?mpfe dauern wesentlich l?nger aber es funktioniert. Sieben weitere Krabben müssen im Verlaufe des Tages ihr Leben lassen bis endlich der ersehnte Bildschirm erscheint.

  Erleichtert machen wir uns am n?chsten Tag auf den Rückweg. Wieder in Torfbergen angekommen ist unsere erste Station die Abenteurergilde.

  Normalerweise würde ich natürlich sofort nach neuen Missionen suchen aber eine neue Waffe für Clara zu finden hat Priorit?t. Wir fragen einen der Mitarbeiter nach einer entsprechenden Empfehlung. Eine Weile sp?ter durchqueren wir das labyrinthartige Stra?ennetz des unteren Bezirks und stehen schlie?lich vor einem Haus mit einem breiten Schornstein. Natürlich gibt es auch zahlreiche Waffenh?ndler in der N?he des Zentrums aber nur Wenige bieten Rang 1 Waffen an. Wenn die Milch nicht zum Bauer kommt, muss eben der Bauer zur Kuh.

  Dichter Qualm steigt aus der Esse des Anbaus auf. Wir sind auf jeden Fall am richtigen Ort und der Laden scheint offen zu haben. Der Innenraum ist schlicht gehalten. Es gibt drei Regale mit verschiedenen Waffen und einen Tresen mit einer Glocke darauf. Das rhythmische H?mmern aus der angrenzenden Schmiede ist allgegenw?rtig. Wir l?uten die Glocke und h?ren prompt die Stimme eines Mannes rufen: “Ganz mieser Zeitpunkt! Ich hoffe du hast ein wenig Geduld mitgebracht. Ansonsten komm einfach sp?ter wieder.” Ich schaue zu Clara hinüber, welche nur mit den Schultern zuckt. Warten ist in den letzten Wochen eine unsere Spezialit?ten geworden.

  Tats?chlich dauert es eine ganze Weile bis ein st?mmiger Mann den Raumtrenner zur Seite schiebt und uns begrü?t: “Tut mir wirklich leid aber ihr wisst ja wie das ist, wenn das Eisen einmal glüht.” Auf unseren ahnungslosen Gesichtsausdruck winkt der Mann blo? ab: “Was kann ich für euch tun? Stabtr?ger verirren sich nur sehr selten in mein bescheidenes Zuhause.” “Ich bin lediglich als moralische Unterstützung anwesend.” Es geht um meine Begleitung”, wobei ich auf Clara zeige. Der Schmied nimmt meine Aussage mit einem vielsagenden Nicken hin. “Ich brauche ein neues Schwert”, beginnt die Kriegerin, “mein Altes ist kaputt gegangen.”

  Der Mann runzelt die Stirn: “Was genau meinst du mit kaputt gegangen?” Clara beschw?rt ihr zerbrochenes Schwert aus dem Inventar und legt es auf den Tresen. “Da brat mir einer nen Storch! Was zum Kuckuck hast du denn mit dem Schwert angestellt!"

  Die Kriegerin erz?hlt ihm darauf die Kurzfassung unserer Erlebnisse. Vor allem der letzte Teil bringt den Schmied zum lachen: “Du hast ernsthaft versucht eine Cenitkrabbe mit so einem Zahnstocher zu t?ten? Das ist ja k?stlich! Kein Wunder, dass das Ding so aussieht als h?ttest du dich mit einem Stein geprügelt.” Lachend verschwindet der Mann durch den Vorhang und kommt kurz darauf mit einem Schwert in der Hand wieder. Die Waffe sieht für mich wie ein Duplikat des zerbrochenen Schwertes aus. “Du hast Glück, dass ich noch eins von den Dingern rumliegen habe. Die Meisten schmelzen das Eisen ein und machen etwas Sinnvolles daraus.

  “Für 25 Sil ist es deins aber ich würde dir vom Kauf abraten. Das Eisen hat eine furchtbare Qualit?t, der Schwerpunkt der Waffe liegt viel zu weit vorn und der Griff aus Birkenholz ist eine absolute Frechheit. Selbst mein Lehrling kann dir blind etwas besseres schmieden als diesen übergro?en Türstopper.”

  “Was würde denn eine neue Waffe kosten?”, fragt Clara. “Das kommt ganz auf deinen Geldbeutel und deine Attribute an.” Wie sich herausstellt, sind 250 Sil genug um Clara ein passendes Schwert zu schmieden. Das Problem sind eher ihre Attribute. Der Schmied schl?gt ihr vor, eine Waffe mit einer Voraussetzung von 50 St?rke und 20 Geschicklichkeit zu fertigen. Das Ganze hat wohl etwas mit besseren Materialien zutun, welche der Schmied dann benutzen k?nnte. Nicht nur wird die Waffe dadurch etwas leichter und wesentlich t?dlicher, es wird auch dann eine Weile dauern bis Clara sich erneut nach einem anderen Schwert umsehen muss. Leider fehlen der Kriegerin aktuell noch 5 St?rke um die Anforderungen zu erreichen. Mit Level 27 sollte sie aber über genügend Attributspunkte verfügen. Da Clara aber kurz vor Level 26 ist, w?re dieses Ziel bereits in Sichtweite. Die Kriegerin sieht die Lage ?hnlich und übergibt dem Schmied die H?lfte als Anzahlung. Das Schwert sollte in vier Tagen fertig und zur Abholung bereit liegen.

  This content has been unlawfully taken from Royal Road; report any instances of this story if found elsewhere.

  Da wir das Wichtigste gekl?rt haben, ist der n?chste Halt beim H?ndler bei dem wir die H?ngematte für Clara erworben haben. Die vergangenen Tage haben mich ehrlicherweise ein wenig neidisch auf die stets gut ausgeruhte Kriegerin gemacht. Aus diesem Grund kann ich es gar nicht erwarten, endlich selber in den gleichen Genuss zu kommen. Meine Ausführung ist fast identisch mit der von Clara. Der einzige Unterschied ist die Farbe. Au?erdem genie?e ich etwas mehr Beinfreiheit, was dank meiner K?rpergr??e sehr willkommen ist. Den Aufpreis von 10 Sil zahle ich dafür gerne.

  Da ich dank der zwei belegten Inventarpl?tze nun auch deutlich weniger Stauraum für Nahrungsmittel habe, wird es Zeit über einen neuen Rucksack nachzudenken. Der Alte hat mir zwar treue Dienste erwiesen aber der niedrige Kaufpreis macht sich zusehends bemerkbar.

  Am Nachmittag verlasse ich schlie?lich einen Laden mit einem neuen Modell auf dem Rücken. Das gute Stück war mit 90 Sil nicht billig. Dafür bietet das Innenleben in etwa dreimal soviel Platz wie in sein Vorg?nger. Die aufgen?hten Seitentaschen bieten nochmal zus?tzlich Stauraum. Das Leder ist mit Bienenwachs behandelt und somit bestens für lang anhaltenden Regen geeignet. Der Rucksack ist somit nicht nur unglaublich praktisch, sondern gleichzeitig auch mein erster, wichtiger Gegenstand für die anstehende Regenzeit.

  Meine gute Laune erf?hrt danach aber einen deutlichen D?mpfer. Nicht nur sind alle Gasth?user die wir abklappern belegt, auch gibt es in der Abenteurergilde keine interessanten Auftr?ge für uns. Jedoch ist unser Besuch nicht vollkommen umsonst.

  Es ist die exakt gleiche Mission, welche ich schon bei unseren ersten Besuch gesehen hatte. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass die Belohnung zuletzt 1200 Erfahrung und 70 Sil waren. Spielt mir mein Ged?chtnis einen Streich? Nach den Erl?uterungen eines Mitarbeiters der Gilde bin ich allerdings schlauer. Anscheinend h?ngt die gewonnene Erfahrung von der Schwierigkeit im Vergleich zum eigenen Level ab. An der Tafel h?ngt ebenfalls ein Gesuch für das Fell eines Braunb?ren. Das empfohlene Level für den Auftrag ist 43 . Die Mission würde mir aktuell schwindelerregende 84000 Erfahrung einbringen. Wenn ich jetzt aber Level 30 w?re, würde mir die Aufgabe vielleicht “nur noch” 82000 gew?hren. Je schwieriger die Missionen und Monster sind, desto mehr Erfahrung bekommt man auch dafür. Umgekehrt funktioniert es genauso. Eine Level 10 Ratte ist wahrscheinlich nicht mal mehr einen Manabolzen wert. Zusammengefasst werden auf diesem Weg mutige Abenteurer für ihr Risiko belohnt und keiner schnappt Schw?cheren ihre Missionen weg.

  Da wir keine Unterkunft in der Stadt finden, füllen wir unsere Vorr?te auf und machen uns auf den Rückweg zu den Krabben. Die Umgebung der Grausteingrotte bietet uns einige Vorteile. Es gibt dort einfachen Zugang zu Trinkwasser, keiner tritt einem dort auf die Fü?e und gefühlt leben an dem Fluss mehr Krabben als Torfbergen Einwohner hat.

  Die erste Nacht in der H?ngematte ist himmlisch. Auch wenn ich noch etwas üben muss um die entsprechenden Knoten richtig zu machen, so k?nnte ich mich durchaus daran gew?hnen.

  Wieder in unserem Jagdgebiet angekommen brauchen wir nur zwei Krabben zu t?ten und Clara erreicht Level 26. Unser Ziel ist laut der Kriegerin nun rund 2200 Erfahrung entfernt. Wir brauchen also etwas mehr als 40 Schalentiere für Level 27. Mit frischen Mut machen wir uns ans Werk.

  Ohne Schwert ist Clara wesentlich vorsichtiger im Umgang mit den Tieren. Am dritten Tag sind durch meinem Zauber erst 20 Krabben gefallen. Wenn es nur nach mir ginge, w?re mehr m?glich. Es sind tats?chlich die ersten Male in denen wir mehr Pausen für sie, statt für mich machen müssen. Wir reden in diesen Tagen nicht viel miteinander. Clara ist vielleicht manchmal etwas naiv aber nicht dumm. Auch ihr ist klar, dass wir viel schneller voran kommen würden, wenn sie vorsichtiger agiert h?tte. Insgesamt verbringen wir sechs Tage in der N?he der Grotte, bevor unserer Marsch zurück in die Stadt beginnt.

  Mein fehlende Waffenkenntnis verr?t mir erneut nur das absolut Offensichtlichste. Ist es eine bessere Waffe als sein zerbrochener Vorg?nger? Auf jeden Fall- aber ob es auch ein gutes Schwert ist? Ich habe nicht die geringste Ahnung. Clara ist jedenfalls begeistert. Der Schmied muss die Frau zügeln ihren neuen Schatz nicht direkt in seinem Laden auszuprobieren. Wir bezahlen den Mann und suchen die Abenteurergilde auf. Zu meiner überraschung geht es in dem Geb?ude drunter und drüber. Ich habe hier noch nie so viele Abenteurer in meinem Levelbereich gesehen. sind. Der Grund dafür ist schnell ausfindig gemacht.

  Kein Wunder, dass die Leute so aufgeregt sind. Die Belohnungen sind absurd. Alleine die erste Aufgabe ist fast dreimal so viel wert, wie die Mission für die Cenit-Krabben. Allerdings bedeutet das wohl auch ein anderes Level an Gefahr. Menschen stehen nicht unbedingt auf dem Speiseplan von Krabben. Für W?lfe hingegen sind wir durchaus ein Teil ihrer normalen Ern?hrung. Natürlich nehmen Clara und ich die Mission trotz des Risikos an. Nur ein Feigling würde sich diese Chance entgehen lassen. Da auch nur 40 Personen diesen Auftrag akzeptieren k?nnen, ist die Konkurrenz auch nicht unendlich gro?.

  Der Mitarbeiter hinter dem Tresen tut mir ein wenig leid. Es ist offensichtlich, dass er die Informationen heute nicht zum ersten Mal vortr?gt. Kleinbruch ist ein gr??eres Dorf, welches etwa eine Woche von Torfbergen entfernt liegt. Die Siedlung hatte keine Chance gegen die pl?tzlich hereinbrechende Horde. Die überlebenden kann man wohl an zwei H?nden abz?hlen. W?lfe scheuen aber normalerweise gr??ere Menschenmengen, was die Sache eigenartig macht. Au?erdem sind ihre Rudel für gew?hnlich wohl nicht gr??er als zwanzig Tiere. Laut der Gilde k?nnen aber unm?glich nur 20 Tiere für ein solches Massaker verantwortlich sein. Aus diesem Grund hat die Lester-Familie, welche Torfbergen und das Umland verwalten, diese Missionen ausgerufen. Als letzten Hinweis hat uns der Mitarbeiter noch verraten, dass einer der bekannteren Gruppen in der Gegend an der Mission teilnimmt. Für alle, die so eine weite Reise nicht alleine unternehmen wollen, bietet es sich in zwei Tagen an, gemeinsam mit den Leuten der Sira-Gilde aufzubrechen.

  Nur zu zweit durch das Umland zu reisen ist ziemlich riskant. Von daher habe ich kein Problem mit ein wenig Gesellschaft. Dennoch gilt es, die Zeit bis zum Aufbruch sinnvoll zu nutzen. Man m?chte ja entsprechend vorbereitet sein, wenn man einer Horde von W?lfen gegenüber steht.

Recommended Popular Novels