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Kapitel 23: Goldgrube

  Wie sich herausstellt, liegt die Abenteurergilde ein ganzes Stück von unserer Unterkunft entfernt. Allerdings glaube ich nicht, mir eine übernachtung hier oben leisten zu k?nnen. Wir befinden uns etwa auf halber H?he des Berges. Im Vergleich zur unteren Zone ist hier jedes Haus ein Stückchen breiter und aus Stein. Auch ist hier jede kleine Seitenstra?e mit Kopfsteinpflaster ausgelegt. Jedoch kann keines der schicken H?user mit dem Geb?ude der Abenteurergilde mithalten. Zwei Stockwerke hoch und mindestens drei H?user breit thront dieses Steingem?uer über dem vor mir liegenden Platz.

  In der Gilde selbst herrscht gute Stimmung. Einige treffen sich hier um eine neue Mission zu besprechen, w?hrend andere ein Wiedersehen von alten Gef?hrten feiern. Im Vergleich zu Mirheim reicht ein schwarzes Brett hier nicht aus um alle Auftr?ge zur Schau zu stellen. Stattdessen gibt es mehrere gro?e Tafeln, welche nicht nur thematisch, sondern auch nach Levelanforderungen sortiert sind. Aus purer Neugierde schaue ich mir einmal die lukrativsten Auftr?ge an. Je besser eine Mission bezahlt wird, desto gef?hrlicher ist sie in aller Regel auch. Nach dieser Logik sind Wimmerspinnen und Brandhirsche absolut furchteinfl??end. Für ein Filetstück des Letzteren werden sogar fünfstellige Summen geboten! Da ich allerdings nicht gerade einer Gruppe hochrangiger Rang 2 Abenteurer zur Hand habe, widme ich mich lieber dem Brett mit Rang 1 Missionen.

  Die Auswahl reicht von Flederm?use jagen bis zum Zustellen von Briefen. Flederm?use jagen f?llt schonmal aus. Die Biester sind klein, schnell, nachtaktiv und k?nnen fliegen. Alles Eigenschaften mit denen weder Clara noch ich gut zurecht kommen. Für W?lfe braucht es mehr Leute und noch ein paar Level. Briefe zustellen klingt nicht schlecht aber die Belohnung ist den Aufwand nicht wert. In Rücksprache mit meiner Begleitung finden wir schlie?lich zwei interessante Auftr?ge.

  Wir stellen uns mit in die Warteschlange und fragen einen der Mitarbeiter über n?here Informationen zu den Missionen: “Cenit-Krabben leben in Flussn?he der Grausteingrotte. Ihr folgt einfach dem Flusslauf und begleitet dann den ersten Seitenarm für eine Weile um zur Grotte zu gelangen. Die Tiere gelten hier in der Region als Delikatesse. Die Krabben sind eher friedlicher Natur, verteidigen ihr Revier allerdings erbittert. Sie k?nnen selbst für Abenteurern jenseits von Level 40 noch gef?hrlich sein. Ihre Scherenh?nde k?nnen mühelos durch Leder schnappen. Zus?tzlich verschie?en die Krustentiere Wasserfont?nen, welche selbst Gesteinsbrocken ernsthaft besch?digen k?nnen. Die Schale der Tiere ist ziemlich robust. Mit dem Schwert”, wobei er auf die Waffe von Clara zeigt,” werdet ihr wenig ausrichten k?nnen. Als Magier sieht die Sache anders aus. Selbst der Manabolzen-Zauber ist ziemlich effektiv gegen die Panzerung der Tiere. Deswegen ist das empfohlene Level für diese Mission auch so unterschiedlich. Level 35 Krieger und darüber haben bessere Missionen zur Auswahl und Magier, welche noch in den Anf?ngen stecken, sind hier eher selten. Wenn ihr zusammenarbeitet und vorsichtig mit den Cenit-Krabben umgeht, sollte der Auftrag für euch machbar sein.” Zusammengefasst sind die Tiere also eine schwer zu knackende Nuss, welche anf?llig gegen Magie sind.

  Des Weiteren lerne ich, dass Vierlebenk?fer ihren Namen der Tatsache verdanken, dass sie genug Nahrung für eine kleine Familie vertilgen. Die K?fer sind ein wahrer Nimmersatt und deshalb eine Gefahr für die Felder und Tiere der Bauern. Die Allesfresser k?nnen laut dem Mitarbeiter so gro? wie Schafe werden, was eine abscheuliche Dimension für einen K?fer ist. Allerdings sind sie wohl in einem Kampf nicht besonders gef?hrlich. Solange man sich nicht einfach auffressen l?sst und ihrer einzigen Waffe, einem klebrigen Faden, ausweicht, kann praktisch jeder K?mpfer die Kreaturen ins Jenseits bef?rdern.

  Wir nehmen beide Missionen an und bedanken uns bei dem Mann für seine ausführlichen Erkl?rungen. Bevor wir den Rückweg zum Buckligen Raben antreten, frage ich noch, wo man am besten Rohstoffe von Ratten loswerden kann. überraschenderweise bietet mir der schwarz gekleidete Mann an die Waren direkt zu kaufen. Auch wenn ich weniger dafür bekomme als in Mirheim, so sage ich doch zu den 12 Sil ganz bestimmt nicht nein.

  Auf dem Rückweg f?llt mir etwas Merkwürdiges auf. Woher wusste Clara was auf den Papieren geschrieben steht? Ich habe ihr unbeabsichtigt die Zettel nur gezeigt und nach ihrer Meinung gefragt, obwohl ich wei?, dass die Kriegerin nicht lesen kann. Die Antwort darauf l?sst mich sprachlos zurück. Laut Clara hat ihr das System erz?hlt was auf den Papieren steht. Ich würde gerne argumentieren, dass eine solch m?chtige Kreatur bestimmt besseres zutun hat als jedem Menschen seine Bildschirme vorzulesen. Allerdings kontrolliert dieses Wesen ein System, welches jedes einzelne Lebewesen beeinflusst. Wie schwer kann es da also auch noch sein die Bildschirme zu vertonen? Die Frage ist nun, warum spricht es nicht auch mit mir? Liegt es daran, dass ich selber lesen kann oder das ich ein Abweichler bin? Da Clara sich aber nicht daran erinnern kann, wie die Stimme klang, k?nnte es auch sein, dass das System zwar mit mir spricht, ich es aber ebenfalls direkt wieder vergesse. Fragen über Fragen und es ist weit und breit keine Antwort in Sicht.

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  Zurück in unserer Unterkunft kümmere ich mich wieder um die wirklich wichtigen Dinge und investiere ebenso wie Clara, in ein Bad. Das warme Wasser ist einfach etwas anderes als die übliche Katzenw?sche in einem kalten Fluss und die 5 Sil allemal wert. Bei einem reichlichen Abendbrot diskutieren wir über die Missionen. W?hrend die K?fer eine sichere Wahl w?ren, bieten die Krabben eine gro?e Chance für uns. 1500 Erfahrung pro Kopf sind eine ganze Menge und dabei sind die einzelnen Schalentiere noch gar nicht eingerechnet. Schlie?lich einigen wir uns darauf, unser Glück zuerst mit den K?fern zu probieren. Die Krabben werden uns schon nicht davonlaufen.

  Am n?chsten Morgen bin ich nach dem Frühstück erneut 4 Sil ?rmer und wir brechen in die Stadt auf. Mein aktueller Besitz bel?uft sich auf 46 Sil, meinen Zauberstab, einem langsam auseinanderfallenden Rucksack und dem mysteri?sen Kleeblatt in meinem Inventar. In meinem Rucksack befindet sich ein Set an kompletter Wechselkleidung und meine lederne Wasserflasche.

  Am Marktplatz herrscht Hochbetrieb. Dank der aktuellen Erntezeit gibt es eine unglaubliche Auswahl an Waren zu kaufen. Ich halte nach Lebensmitteln, einer Decke und einem Feuerstein Ausschau. Letzteres habe ich auf unserer Reise mit den Abenteuern sehr sch?tzen gelernt. Jeder Idiot kann damit ein Feuer entzünden und es passt handlich in jede Hosentasche. Zu meiner Entt?uschung finde ich aber nur welche für 50 Sil aufw?rts. Somit muss ich mich wohl vorerst mit meiner frisch erworbenen Decke zufrieden geben. Als wir das Stadttor schlie?lich passieren, bin ich insgesamt 37 Sil ?rmer.

  Am sp?ten Nachmittag erreichen wir Johns Farm. Die Farmerfamilie freut sich über unsere Ankunft. Laut dem Vater sind wir die zweite Gruppe an Abenteurern, welche sich für den Auftrag interessieren. Allerdings ist der Mann besorgt. Unsere Vorg?nger sind vor zwei Tagen in das nahe gelegene Waldstück aufgebrochen aber noch nicht zurückgekehrt. Er führt uns zum Rand seines Grundstücks und zeigt uns das niedergewalzte Gras: “Vor etwas über einer Woche habe ich bemerkt, dass über Nacht zwei Schafe verloren gegangen sind. Meine erste Vermutung war, dass ein Wolf sie gerissen hat. Jeder hier in der Gegend verliert pro Jahr ein paar Tiere an diese hinterlistigen Ganoven. Man k?nnte sagen, es geh?rt zum Berufsrisiko”, wobei der Mann kurz lacht. “Ich habe meine Schafe sicherheitshalber die n?chste Nacht in der Scheune untergebracht. Jedoch musste ich am n?chsten Morgen feststellen, dass sich irgendetwas an meinem Getreidefeld vergangen hat. Ihr k?nnt meine Verwirrung sicherlich verstehen. Ich habe noch von keinem Wolf geh?rt, der sich an Pflanzen zu schaffen macht.

  Am selben Nachmittag noch hat meine Frau aber komische Ger?usche aus dem hohen Gras geh?rt. Ich habe die Kinder ins Haus geschickt und bin mit meiner Mistgabel bewaffnet den Dingen auf den Grund gegangen. Nur durch Zufall bin ich dann einem wei?lichen Projektil ausgewichen. Das Monster war furchteinfl??end. Allerdings hat sich dieses Ungetüm wohl genauso sehr vor mir erschreckt, wie ich mich vor ihm und ist abgehauen. Mein alter Herr, das System habe ihn selig, hat mir mal von diesen Kreaturen erz?hlt. Ich bin mir also ziemlich sicher, dass es ein Vierlebenk?fer war. Die Spuren hier hab ich kurz darauf entdeckt. Direkt am n?chsten Tag bin ich in die Stadt geeilt um die Vernichtung dieser Sch?dlinge in Auftrag zu geben.”

  Ich kann die Sorgen von Herrn John gut nachvollziehen. Wenn ich eine Farm und Kinder h?tte, würde ich auch nicht wollen das gef?hrliche Wesen um mein Grundstück schweifen. Man kann deutlich den Weg erkennen, den der oder die Vierlebenk?fer entlang gekrabbelt sind. Die Schneise ist etwa einen halben Meter breit und führt schnurstracks in das Waldstück. “Keine Sorge Herr John, wir werden uns um ihr K?ferproblem kümmern”, verspricht Clara dem Farmer. Auch ich bin zuversichtlich, dass wir der Aufgabe gewachsen sind. Zumindest, wenn wir es nur mit den K?fern hier zutun haben. Die Tatsache, dass die andere Abenteurergruppe noch nicht wieder aufgetaucht ist beunruhigt mich. Trotzdem ist es zu früh um die Mission abzublasen. Vielleicht haben sich die K?fer einfach nur gut versteckt und die Abenteurer suchen immer noch nach ihnen.

  Freundlicherweise l?dt uns die Familie zum Abendessen ein. Ein Angebot, welches wir dankbar annehmen. Die Nacht bleibt ruhig und so begeben sich Clara und ich am n?chsten Morgen auf die Suche nach den K?fern. Im Wald schlie?lich angekommen verlieren wir aber schnell ihre Spur. Da die Farm allerdings auch die letzten Tage keinen weiteren Besuch von den Tieren hatte, sind die Grasspuren vermutlich auch nicht gerade frisch. Nach einer Stunde finden wir aber eine neue, verd?chtige Schleifspur im Laub. Da die Tiere sich offenbar nicht besonders subtil fortbewegen, ist es leicht ihnen zu folgen. Wir müssen nicht besonders weit gehen um die ersten Kadaver zu finden. Glücklicherweise sind es keine menschlichen überreste. Keiner der K?fer hier rührt auch noch eines seiner kurzen Beine. Wir setzen unsere Suche fort und finden schlie?lich auch ein lebendes Exemplar.

  Ich bin mir zwar nicht sicher, ob es auch wirklich der richtige K?fer ist aber die Beschreibung passt. Ungef?hr einen Meter lang und einen Halben breit mit einem braunen, gepanzerten Kopf. Der Bauch des Tieres ist stark aufgebl?ht. Wenn ich eine Rangliste der h?sslichsten Insekten machen müsste, dann w?re der Vierlebenk?fer sicherlich weit vorne mit dabei. Das unf?rmige Hinterteil sieht einfach falsch aus. Ohne mit der Wimper zu zucken bereite ich einen Manabolzen vor und feuere ihn auf das Insekt.

  Das war überraschend einfach. Ich habe nicht damit gerechnet, dass bereits ein Zauber ausreicht um es zu t?ten. Ein kurzer Blick auf das Missionsfenster best?tigt, dass es der richtige K?fer war. Wir folgen der Spur aus der unser Opfer kam und finden Minuten sp?ter mehrere seiner Kameraden.

  Der Mann in der Gilde hatte Recht. Selbst die Level 15 Ratten waren st?rker als die nun leblosen Gesch?pfe. Die Insekten sind langsam und halten nicht besonders viel aus. Der Klebefaden der K?fer ist vorhersehbar und kein Problem solange man nicht lange an einer Stelle stehen bleibt. Clara wurde zwar von einem Projektil erwischt, konnte sich aber einfach losrei?en. Die Klauenwerkzeuge sind bestimmt nicht zu untersch?tzen aber dafür muss es dich erstmal zwischen seine Zangen kriegen. Insgesamt fühle ich mich nach meiner ersten richtigen Runde gegen die K?fer vom System ein wenig betrogen. Wie anstrengend die Ratten im Vergleich waren ist kaum in Worte zu fassen. Gleichzeitig gaben die Nager kaum Erfahrung! Die Welt ist einfach ungerecht. Statt mich weiter über das System zu beschweren, gilt es eher nach weiteren K?fern Ausschau zu halten. Uns fehlt noch ein mickriger K?fer um die Mission abzuschlie?en.

  Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass die anderen Abenteurer Probleme mit den K?fern hatten. Wahrscheinlich sitzen die Herrschaften bereits wieder in einem warmen Gasthaus und trinken auf ihre erfolgreiche Mission. Es kann ja jeder machen wie er m?chte aber ich h?tte solch einfache Erfahrung nicht zurück gelassen.

  Die zwei streunenden Gesellen waren aber nur der Anfang. Im Verlaufe der n?chsten 48 Stunden suchen wir das komplette Waldstück ab und werden mehr als nur einmal fündig.

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