Um unsere Ziele zu erreichen, gilt es schnell weiter zu leveln. Nach unserer Pause fahren wir mit unserer Rattenjagd fort. Ich bin froh mit Clara unterwegs zu sein. Die letzten Tage waren unglaublich frustrierend. Alleine sind die gr??eren Gruppen von Level 15 Ratten einfach nicht machbar. Somit blieben mir nur Level 13-14 Ratten, wovon ich auch jeden Tagen nur ein paar erledigen konnte. Mit der Kriegerin an meiner Seite geht das Ausschalten der Biester wesentlich schneller voran. Im Verlaufe des Tages erreiche ich Level 17 und Clara Level 18.
Die Nacht verbringen wir unter dem klaren Sternenhimmel. Ich habe es mir auf meinen Ast bequem gemacht, w?hrend Clara sorgenfrei auf einer Matte im Gras liegt. Mir pers?nlich w?re es ja egal, ob wir in die Nacht hinein gek?mpft h?tten aber die Kriegerin legt gro?en Wert auf ihren Tagesrhythmus. Sie besitzt sogar extra eine Art Medaillon, welches ihr die entsprechenden Tageszeiten anzeigt. Es ist wohl ein Geschenk ihres Vaters, damit sie auch immer pünktlich zuhause ist. Ich kann nicht anders, als über dieses Geschenk zu schmunzeln.
Der n?chste Tag verl?uft genauso, wie der Letzte aufgeh?rt hat. Wir suchen, k?mpfen, t?ten, ruhen uns aus und beginnen von vorn. Als er schlie?lich drau?en anf?ngt zu d?mmern brechen wir ab und Clara verabschiedet sich. Wir verabreden uns in drei Tagen wieder am H?hleneingang und gehen unsere eigenen Wege.
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Mit gro?en Schritten sause ich durch den Wald. Ich miefe zwar ein wenig, aber das war es mir allemal wert! Schlie?lich wieder am Dorftor angekommen, wundere ich mich darüber, dass keiner das Tor bewacht. Eigenartig, ob irgendetwas vorgefallen ist? Ich betrete Mirheim, doch die Stra?en sind verlassen. Zu meiner Erleichterung scheint sich aber ein Gro?teil der Bewohner auf dem Marktplatz versammelt zu haben. Die meisten tragen eine Fackel in der Hand. Wurde etwa ein gef?hrliches Raubtier gesichtet? Ich versuche mich unauff?llig dazu zu stellen, werde aber erkannt. “Hey da ist sie ja!” Ein Raunen geht durch die Menge. “Dem System sei dank, sie ist wohlauf.” “Kommt Jungs, die Nachtschicht ist wohl gestrichen.” Was zum Teufel geht hier vor sich?” Paps kommt mit ausgestreckten Armen auf mich zugelaufen. “Mein Kind, zum Glück geht es dir gut.” Perplex umarme ich meinen Vater, welcher mich scheinbar gar nicht mehr loslassen will. “Ein Segen das du entkommen konntest.” Vor wem oder was entkommen? Einem B?ren oder etwa einer Horde Wildschweine? “Erz?hl mir doch bitte endlich was das hier alles soll. Werden wir etwa angegriffen?”
Paps schüttelt den Kopf. “Sei nicht albern Kind. Wir dachten der Abweichler h?tte dich entführt. Wir haben uns Sorgen gemacht, als du pl?tzlich einfach verschwunden warst. Keiner im Dorf wusste etwas! Da deine Mutter und ich heute immer noch keine Spur von dir hatten, wollten wir einen Suchtrupp zusammenstellen um den Abweichler ausfindig zu machen.” Ich blinzle meinen Vater verwirrt an. “Aber Markus hat mich doch aus dem Dorf gelassen. Warum habt ihr ihn nicht gefragt?” “Ach du wei?t selber wie unzuverl?ssig er ist. Vielleicht hat er es sich auch nur eingebildet, dich gesehen zu haben.” Ich bin vollkommen fassungslos. Dennoch versuch ich, die Ruhe zu bewahren. “Und wie genau soll Torben, ein unspezialisierter, Rang 1 Magier, mich entführt haben? Mich gefesselt aus dem Dorf getragen hat er ja offensichtlich nicht.”
“Weisst du denn was sein Startitem ist?”, fragt mein Vater. Ich schüttle mit dem Kopf, was meinen Vater dazu veranlasst, in einem mahnenden Tonfall auf mich einzureden. “Siehst du! Keiner wei?, zu was er in der Lage ist. Vielleicht besitzt der Magier ja einen Zauber oder einen Trank der alles und jeden h?rig macht! Wir haben sogar Wegweiserin Anna um Rat gefragt und selbst sie konnte diese M?glichkeit nicht ausschlie?en!”
“Wie du aber sehen kannst, bin ich in einem Stück wieder hier. Au?erdem h?tte ich doch so einen Zauber mitbekommen!” Meine Argumente sto?en auf taube Ohren. Paps redet so lange auf mich ein, bis ich mich dazu überzeugen lasse die Wegweiserin zu besuchen. Anna checkt mich einmal komplett durch und oh Wunder, ich bin weder verzaubert, verflucht noch vergiftet. Stattdessen bin ich sauer. Zwei Tage war ich weg, zwei! Was w?re denn passiert, wenn ich eine ganze Woche unterwegs gewesen w?re? Vermutlich h?tte meine Mutter den ganzen Wald auf der Suche nach mir zu Kleinholz verarbeitet. Apropos wo ist sie eigentlich? Pl?tzlich kommt mir ein unsch?ner Gedanke. Sie wird doch nicht etwa….
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Es war ein langer aber guter Tag. Zur Belohnung schaue ich mir, von meinem Schlafplatz aus, den Sternenhimmel an. Man merkt, dass sich der Sommer langsam dem Ende neigt. Die N?chte werden zusehends frischer. Vielleicht sollte ich bei meinem n?chsten Besuch in Mirheim doch in einen Feuerstein investieren. Mein Gedankengang wird allerdings durch ein lautes Knacken im Unterholz unterbrochen. Kurz darauf tritt eine Frau aus dem Dickicht und schaut mich mit leuchtenden Augen direkt an. “Hier hast du dich also verkrochen,” spricht sie in einem abf?lligen Tonfall.
Ich verstehe nicht ganz, wie sie mich bei den Lichtverh?ltnissen so schnell entdeckt hat. Da der Mond heute nur schwach leuchtet, kann ich lediglich anhand ihrer Silhouette erkennen, dass die Person weiblich ist. Mit einem geübten Satz springe ich von meinem Ast und identifiziere die Frau.
Es braucht kein Superhirn um zu begreifen, dass ich in Schwierigkeiten bin. “Kennen wir uns?” “Wo ist meine Tochter?,” f?hrt sie mich scharf an. “Tochter?,” frage ich verwirrt. “Ich habe Niemanden im Wald gesehen.” Offensichtlich war das nicht die Antwort, welche die Frau h?ren wollte. Mit gro?en Schritten schlie?t sie die Distanz zwischen uns. Ich versuche noch einen Manabolzen zu wirken aber erneut macht mir die verflixte Wirkzeit einen Strich durch die Rechnung. Den folgenden Schlag sehe ich nicht mal kommen.
Wie ein leerer Sack Kartoffeln breche ich zusammen. Alles dreht sich und ich huste Blut. “Ich frage nur noch einmal. Wo ist Clara?” Ich würde der offensichtlichen Mutter von Clara wirklich gerne antworten aber bin erstmal damit besch?ftigt nicht an meinen eigenen Blut zu ersticken. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich ihr mit r?chelnder Stimme antworten: “Clara hat sich vor ein paar Stunden auf den Weg nach Hause gemacht. Sie sollte also mittlerweile wieder in Mirheim sein.” In der n?chsten Sekunde spüre ich, wie sich ein kalter Gegenstand durch meinen Oberschenkel bohrt.
Ich versuche vor lauter Schmerzen zu schreien aber es reicht nur für ein paar gurgelnde Laute. Irgendetwas in meinem Oberk?rper ist ernsthaft hinüber. “Wage es nicht ihren Namen in den Mund zu nehmen!” Das Gefühl als der Gegenstand wieder aus meinem K?rper gezogen wird ist noch furchtbarer als der Einstich. Mein Bewusstsein ist am Ende und obwohl ich mich irgendwie wach halte, so bin ich doch nicht mehr wirklich da. Blo? nicht einschlafen Torben, sch?n wach bleiben.
Pl?tzlich tritt die Frau erneut in mein Sichtfeld. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass sie weg war. Ich kann ihr gezogenes Schwert erkennen, bevor es auch mein zweites Bein durchbohrt.
Ich registriere den Schmerz nicht mehr. Mein Brustkorb tut so sehr weh, dass er die ganzen anderen Schmerzen einfach überschattet. Einatmen. Ausatmen. Es macht keinen Unterschied, wie anstrengend es ist. Einatmen. Ausatmen.
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Die Frau ist weg. Zumindest glaube ich, dass sie weg ist.
Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Fenster mir angezeigt wird. Ich bin mir nicht wirklich sicher, warum ich noch am Leben bin. Die drei Angriffe haben wir zusammen 21 und zweimal 7…nun, ziemlich viel Schaden verursacht. Wie viele Lebenspunkte hatte ich nochmal? Ich brauche eine ganze Weile um auf die Idee zu kommen, einfach in meinen Status zu schauen. Wenn die Zahlen doch nicht so verschwommen w?ren.
Ich muss etwas tun! Warum habe ich nochmal meinen Status offen? Lebenspunkte Torben, konzentrier dich gef?lligst! Ich investiere einen Punkt in Intelligenz um den Wert auf 40 zu bringen. Somit steigt auch meine Vitalit?t insgesamt auf 20 an. Und was hat mir das jetzt gebracht? Stimmt, Lebensregeneration! Meine Güte bin ich im Eimer. Der Grund warum ich noch am Leben bin ist, weil sich mein K?rper gegen heilt. Schlie?lich gelange ich auch zu der Erkenntnis, dass der laufende Schaden vermutlich von meinem Blutverlust stammt. In seiner eigenen Blutlache zu liegen ist merkwürdig. Mir ist gleichzeitig warm aber auch so schrecklich kalt. Ich muss nur wach bleiben und durchhalten! Mein K?rper wird das schon schaffen.
Irgendwann sp?ter h?re ich Schritte. Ist die verrückte Frau etwa zurückgekommen um ihr Werk zu vollenden?
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Torben! Torben! Hey, h?rst du mich!” Ich knie mich in die Blutlache und suche nach einem Lebenszeichen des Magiers. Da, seine Finger haben sich bewegt! Er lebt also noch. Ich hole mehrere Tücher aus meinem Inventar. Eins lege ich vorsichtig unter seinem Kopf, damit Torben nicht an seinem eigenen Blut ertrinkt. Als n?chstes binde ich jeweils ein Tuch um die Verletzungen an seinen Beinen. Für einen Moment vernehme ich ein wimmern. “Ich wei? aber es muss sein”, versuche ich ihn zu beruhigen. Nach wenigen Minuten, wechsel ich den provisorischen Verband und versuche ihm ein wenig Wasser einzufl??en. Es gestaltet sich schwierig aber ein wenig trinkt er.
Mittlerweile d?mmert es und mein K?rper fühlt sich hundemüde an. Was für eine beschissene Nacht! Ich habe Torben schlie?lich aus seinem Blut gezogen und er schl?ft jetzt einigerma?en ruhig. Obwohl auch mein K?rper nach Schlaf verlangt, komme ich nicht zur Ruhe. Zu gro? ist die Wut in meinem Bauch. Am liebsten würde ich meine Mutter anpacken und einmal kr?ftig schütteln! Wie kann man denn einfach andere Menschen so zurichten und dann ihrem Schicksal überlassen? Was ist nur falsch mit meiner Familie? Und was ist au?erdem falsch mit ganz Mirheim? Kein Wunder, dass Torben sich im Dorf nicht wohl fühlt und so schnell wie m?glich Level 20 erreichen will. Die h?tten beinahe mit einer bewaffneten Gruppe nach ihm gesucht! Was w?re wohl passiert, wenn ich nicht rechtzeitig zurück gekommen w?re um sie zu stoppen? Das ist doch einfach nur krank!
Irgendetwas rüttelt an mir und ich wache schlie?lich auf. Offensichtlich bin ich wohl doch eingeschlafen. Ich schaue auf einen nicht mehr ganz so blutverschmiert aussehenden, aber dennoch leicht blassen Magier. Schnurstracks bin ich auf den Beinen: “Geht es dir gut?” “Das ist hoffentlich eine ironische Frage oder?” Torben setzt sich neben mich und auch ich lehne mich wieder an den Baumstamm an. Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel und die Ger?usche des Waldes sind für einige Sekunden das Einzige, was zu h?ren ist. “Wie viele Lebenspunkte hast du?” “16”, ist seine knappe Antwort. Ich wei? immer noch nicht, was seine maximalen Lebenspunkte sind. Wenn er allerdings mit 16 Punkten immer noch so beschissen aussieht, hat Torben ordentlich in Vitalit?t investiert. Der letzten Nacht nach zu urteilen kein schlechter, wenn auch ungew?hnlicher Plan.
“Danke für deine Hilfe. Ich weiss nicht, ob ich ohne dich noch am Leben w?re.” Ich schaue den Magier an. “Kein Problem, dafür sind Freunde doch da.” “Wir sind Freunde?” “Naja, ein Liebespaar sind wir jedenfalls nicht.” Tats?chlich lacht der Mann bei diesen Worten. Es freut mich, ihn ein wenig auf andere Gedanken bringen zu k?nnen. “Stimmt sind wir nicht. Au?erdem beschleicht mich das Gefühl, dass deine Mutter nicht mit so einer Beziehung einverstanden w?re.” Und damit ist die Stimmung wieder im Keller, danke Torben.
Wir schweigen uns eine Weile lang an, bevor ich erneut das Wort an ihn richte: “Was wirst du jetzt machen?” “Das Gleiche wie vorher auch. Der Plan hat sich nicht ge?ndert.” “Und wenn du keine Nahrung mehr hast?”, frage ich. “Du hast doch nicht ernsthaft vor, wieder nach Mirheim zu gehen.” Nachdem mir der Magier einen verwirrten Blick zuwirft, erz?hle ich ihm, was mir gestern nach unserer Trennung passiert ist.
“Ich verstehe was du meinst. Allerdings k?nntest du ja einfach für uns beide einkaufen gehen oder? Ich gebe dir einfach meinen Rucksack inklusive Geld mit und halte mich einfach von diesem verflixten Dorf fern. Nichts für ungut an der Stelle.” Ich winke die Bemerkung über Mirheim müde ab. “So machen wir es.”
Stunden sp?ter kehre ich mit zwei Rucks?cken bewaffnet ins Dorf zurück. Meine Eltern versuchen mich in ein Gespr?ch zu verwickeln, aber nach dem gestrigen Tag ist mir das Reden erst einmal vergangen. “Ich werde ein paar Tage mit Torben in der H?hle verbringen. Ihr braucht nicht mit dem Abendessen auf mich zu warten. Auch den Suchtrupp k?nnt ihr euch sparen. Wir sehen uns dann irgendwann n?chste Woche wieder.” Ich schlie?e die Tür hinter mir, bevor sie das Fass zum überlaufen bringen k?nnen. Nach einer Reihe von Eink?ufen begebe ich mich zurück zu Torbens Rastplatz. Wir suchen uns danach einen neuen Ort für die Nacht und legen uns zeitig schlafen.
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Ich wache mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages auf. Mein K?rper ist wieder komplett geheilt. Somit steht einem anstrengenden Tag in der H?hle nichts mehr im Wege.
Ich habe meinen Erholungstag dazu genutzt, um mir Gedanken um meine freien Attributspunkte zu machen. Nach meiner Begegnung mit Claras Mutter, habe ich ein wenig Angst vor einem erneuten, n?chtlichen Besuch. Auch wenn mir die Kriegerin versichert, dass selbst 10 Torben keine Chance gegen sie haben, so m?chte ich doch bestm?glichst vorbereitet sein. Ich stecke drei meiner verbliebenen Punkte in Vitalit?t und zwei in Wahrnehmung. Au?erdem werden auch meine restlichen, freien Punkte bis Level 20 in dieses Attribut flie?en. Vielleicht warnt mich ja auf diesem Wege meine Wahrnehmung vor der n?chsten Nahtoderfahrung.
Unsere K?mpfe in der H?hle verlaufen ohne gr??ere Zwischenf?lle. Wir stellen uns als Team allm?hlich besser an und Clara kommt auch mit mehr Ratten besser zurecht. Auch der Umstand, dass sie mich nicht gegen alle Biester verteidigen muss, nimmt ihr eine gro?e Last von den Schultern. Am dritten Tag erreiche ich Level 18 und Clara Level 19. Weitere vier Tage sp?ter erhalte ich erneut die Mitteilung für einen Levelaufstieg. Es kann also gar nicht mehr lange dauern, bis die Kriegerin sich spezialisieren kann. Ich frage mich, was sie wohl so zur Auswahl bekommt.