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Kapitel 1 • Einsamkeit

  Constance lümmelte lethargisch in ihrem Pilotensessel. Sie konnte sich nicht einmal dazu aufraffen, nach hinten in den Salon zu gehen und sich eine weitere Tasse Cappuccino zu holen.

  Sie blickte sich um. Immerhin hatten die Krikri das fremdartige Aussehen der Silver Eagle weitgehend zurückgebaut. Das Innere der Sternenyacht erstrahlte wieder in dezenten Wei?- und Fliedert?nen anstatt in düsteren Braun- und Grünschattierungen. Auch die organisch anmutenden Rundungen waren wieder den klaren Linien des ursprünglichen Designs gewichen.

  Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen. Jetzt fühlte sie sich nicht mehr gar so Fehl am Platz, nicht mehr als Au?enseiterin auf ihrem eigenen Schiff. Sie war und blieb natürlich eine Au?enseiterin für die Menschheit, schlie?lich schleppte sie immer noch das seltsame Exoskelett mit sich herum, mit dem sie nach ihren schweren Verletzungen und der Heilung durch die Krikri aufgewacht war.

  Constance wurde zudem von der Konf?deration immer noch wie eine Auss?tzige behandelt, war abgeschoben worden in den Sternhaufen M53 im Halo der Milchstra?e, einen der entlegensten Winkel des bekannten Universums. Mittlerweile vielleicht nicht ganz zu Unrecht, schlie?lich hatte sie auf ihrer letzten Reise mit der Silver Eagle einer jungen Krikri-K?nigin Unterschlupf gew?hrt und damit beinahe einen intergalaktischen Krieg heraufbeschworen. Aber dies wusste in den erlauchten Kreisen der Konf?deration niemand au?er Nero ?Nepomuk‘ Portmann, dem zwielichtigen Schmugglerkapit?n und Firmenboss — und der würde sicherlich den Mund halten, um nicht noch mehr Schwierigkeiten mit der Führungsriege ?seines‘ Konzerns zu bekommen.

  Dass sich die Krikri-K?nigin und ihr ganzer Schwarm auf der Silver Eagle als blinde Passagiere eingeschlichen hatten, interessierte selbstverst?ndlich niemanden. Auch nicht, dass sie das Leben des dedizierten Pr?sidenten eines Gro?konzerns gerettet hatte. Verbittert drosch sie mit den F?usten auf die Armlehnen ihres Sessels ein. Warum wurde immer ihr die Schuld an allem in die Schuhe geschoben? Warum wurde ihr nicht einmal die Anerkennung zuteil, die sie verdient hatte?

  Constance schlug die H?nde vors Gesicht, holte tief Luft und versuchte, sich zu beruhigen. Derartige Ausbrüche brachten sie schlie?lich nicht weiter, im Gegenteil. Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Was war nur los mit ihr?

  ?Dir fehlt der Umgang mit Deinesgleichen?, stellte Seki, die Zwitter-KI der Silver Eagle lakonisch fest.

  ?Wahrscheinlich hast du Recht?, murmelte Constance kaum h?rbar. Seki würde sie auch so verstehen, schlie?lich war Constance mit dem Schwarmbewusstsein ?ihres‘ Krikri-Schwarms verbunden und konnte mit dessen Mitgliedern mental kommunizieren, so auch mit Seki. ?Ich kann aber nicht schon wieder den ehemaligen Raumpiraten auf ihrer Basis einen Besuch abstatten. Ich habe nicht einmal neue Vorr?te, deren Lieferung ich als Vorwand nutzen k?nnte.?

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  ?Du schottest dich viel zu sehr ab von deinen Mitmenschen. Dieser Steve Dunnett ist doch ganz nett. Schau doch einfach auf einen Kaffee bei ihm vorbei!?

  ?Der ist nicht mein Typ?, wehrte Constance verdrossen ab. ?Au?erdem hat es seine Funkerin auf ihn abgesehen, das wei? er nur nicht. Und mit der m?chte ich mich nicht anlegen.?

  ?Schmachtest du etwa immer noch deinem Nepomuk nach, Zuckerpüppchen??, stichelte Seki.

  Constance zuckte zusammen. ?Zuckerpüppchen‘ hatte Nepomuk sie immer neckisch genannt, und bei ihrer letzten Begegnung vor acht Wochen war sie ihm zum Abschied für einen kurzen, aber innigen Kuss um den Hals gefallen. Sie hatte damals nicht einmal seine Reaktion abgewartet, sondern war verlegen ins Innere der Silver Eagle geflüchtet. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst.

  Dann kam ihr eine Idee. ?Wie viel von den aufbereiteten Erzen haben wir im Moment an Bord? K?nnte ich diese zum Vorwand nehmen, der Piratenbasis einen Besuch abzustatten?? Sie schielte auf ihre SmartWatch und las das Datum ab. Heute war der 10. Mai 2342, ihr letzter Besuch war also erst gut eine Woche her.

  ?Ein paar Hundert Kilogramm Metallbarren sind schon wieder vorr?tig?, verkündete Seki. ?Das klingt nicht nach besonders viel, aber du k?nntest einen Abstecher zur Basis durchaus damit rechtfertigen, dass du deine Best?nde verkaufen willst. Und wie du wei?t, kannst du ja schlecht auf einer der üblichen Handelsstationen auftauchen…?

  ?K?nnte ich wohl!?, maulte Constance aufs?ssig. ?Die Silver Eagle kann schlie?lich ihre ID ?ndern und den Portalen eine andere Registrierung vorgaukeln.?

  ?Mag sein. Aber dieser Schiffstyp ist nicht so g?ngig, und irgendwer auf einen Raumhafen k?nnte Verdacht sch?pfen und uns verpfeifen.?

  Constance seufzte niedergeschlagen. An ihrer Verbannung hatte sich nichts ge?ndert, auch wenn immerhin kein Kopfgeld mehr auf sie ausgesetzt war. Würde sie bis an ihr Lebensende hier festsitzen? Sie war erst Anfang drei?ig!

  Und das einzige offiziell bekannte Wurmloch zurück in den Hauptast der Milchstra?e war weiterhin vermint. Nur gut, dass sie etliche der Schlupfl?cher kannten, die die Raumpiraten für ihre ?Ausflüge‘ nutzten.

  Constance wurde vom Klingelton der Kommunikationsanlage aus ihren Grübeleien gerissen. ?Wer ist das denn?? Sie runzelte verwundert die Stirn. ?Das kann doch nur jemand von der Basis sein, oder??

  Sie nahm das Gespr?ch an. Auf dem Bildschirm vor ihr tauchte das Konterfei von Steve Dunnett auf, seines Zeichens Kommandant der Piratenbasis. Sein Gesicht war von tiefen Sorgenfalten gezeichnet, seine Lippen zusammengepresst. Er meldete sich unverzüglich zu Wort.

  ?Verehrteste Kommandantin, es ist mir eine Ehre und ein Vergnügen, Sie zu sprechen. Leider ist mein Anliegen wenig erfreulich und auch ?u?erst dringlich.?

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