Kapitel 2: Der Mann aus dem Sarg
Loras lief ein Schauer über den Rücken.
Pl?tzlich kam ihm der Wald, die Ruinen und vor allem der Sarg auf dem er lag viel düsterer und unheimlicher vor.
Ganz zu schweigen davon, dass er immer noch furchtbare Schmerzen hatte. Seine Wunde an der Hüfte war tief, er erinnerte sich von einem metallenen Bolzen getroffen worden zu sein. Glücklicherwei?e war das Geschoss nicht in ihm stecken geblieben.
Erstaunlich war, dass sein Brustkorb viel mehr schmerzte.
Er hatte kurz sein T.Shirt hochgezogen um nachzusehen – fast sein gesamter linker Oberk?rper war von einem dunkelblauen Bluterguss überzogen.
Bei diesen zwei Verletzungen trat seine Kopfplatzwunde fast in den Hintergrund, aber auch die schmerzte bei jeder schnellen Bewegung.
Eingehend betrachtete er das Vorh?ngeschloss das er an dem Sarg entdeckt hatte. Es war alt. Sehr alt, denn das Teil war über und über mit Rost überzogen und machte nicht den Eindruck, dass man es ?ffnen k?nnte, selbst wenn es nicht versperrt w?re.
Wenige Momente sp?ter entdeckten sie drei weitere Schl?sser in ?hnlichem Zustand. Zwei auf jeder Seite des Sarges. Irgendjemand wollte sicherstellen, dass der Inhalt des steinernen Beh?lters auch wirklich gut weggesperrt war.
"Loras.... komm besser runter von da", sagt Maya. Die Junge Frau wirkte ziemlich ersch?pft, und auch wenn sich ihre Geschichte über Riesenungeheuer ein bisschen übertrieben anh?rte, verstand er doch das sie in den letzten Stunden einiges durchgemacht haben musste.
Loras ?chzte als er vom Sarg rutschte und sich ins trockene Laub setzte. Stehen war im Moment noch undenkbar für ihn.
"Wollen wir mal kurz darüber reden... was zur H?lle eigentlich passiert ist?" fragte er nach einer Weile. "Sind wir hier auf Nurando? Wer hat uns angegriffen? Und wo sind diese Angreifer?".
Maya zuckte mit den Schultern und sah zu Boden.
"Ich wei? nicht. Ich denke schon das wir auf Nur-... Valar sind. Mir kam auch der Gedanke das das Schiff von den Riesenkatzen angegriffen wurde, aber ich glaube das h?tten die dann doch nicht geschaffte."
"Ach ja, deine Monsterkatze", schnaubte Loras. "Bist du sicher das es nicht nur eine Wildkatze oder vielleicht ... keine Ahnung... ein L?we war?"
Maya funkelte ihn ver?rgert an.
"Haben L?wen Flügel und sind so gro? wie ein Pferd?"
Loras musste grinsen.
"Hat sie vielleicht auch Feuer gespuckt und hatte Schuppen statt Ha-"
POCH, POCH!
Maya und Loras erstarrten.
POCH, POCH!
Wie in Zeitlupe drehten sich die K?pfe der Beiden in Richtung des Sarges, woher das Ger?usch kam. Dann sahen sie sich für einen Moment an – bevor beide wie vom Schlag getroffen aufsprangen und davon liefen.
Natürlich nicht beide. Loras sprang auf, wollte davon laufen und viel sofort der L?nge nach hin. Sein K?rper war noch zu schwach. Also kam Maya auch gleich wieder zurück gerannt, haf ihm auf und ging mit ihm davon, w?hrend sie ihn stützte.
Sie liefen sicher hundert Meter in den Wald, bevor Maya ersch?pft gegen einen Baum sank und Loras einfach wieder umkippte.
"Autsch" machte er nur.
Maya und Loras sa?en still hinter einigen dicht zusammen stehenden B?umen und sp?hten in die Richtung in der die Ruinen und der Sarg lagen.
Das die gr??ere Gefahr warscheinlich vom Wald ausging, in dem offenbar Riesenkatzen lebten, und nicht von dem gut versperrten Sarg, fiel ihnen nicht ein.
"Maya", flüsterte Loras und stupste die junge Frau an.
Die reagierte nicht, starrte nur weiter ins Halbdunkel des Waldes.
"Maya", machte Loras erneut.
"Was?". Sie klang wohl mehr genervt als sie beabsichtigt hatte.
"Denkst du im Sarg ist ein Zombie?"
Sie sah ihn nun doch an und konnte es sich nicht verkneifen eine Augenbraue zu heben.
"Wer hat vorhin nochmal an meiner Begegnung mit der geflügelten Katze gezweifelt?" fragte sie sarkastisch.
"JA, aber da hat eindeutig was von innen an den Sarg geklopft."
"Hab ich mitbekommen."
"Also...", begann Loras, aber Maya unterbrach ihn.
"Also sollten wir uns erstmal überlegen was für vollkommen logische Erkl?rungen es dafür geben k?nnte. Zum Beispiel halte ich es für m?glich das einer unserer Soldaten darin eingesperrt wurde"
"... auch wenn das nicht die schon lange verrosteten Schl?sser erkl?ren würde", konterte Loras.
Maya seufzte.
"Vielleicht ist der Sarg an der Unterseite kaputt und Ratten haben sich rein verirrt."
".... ja, Ratten sind ja schlie?lich bekannt dafür das sie laute Klopfger?usche verursachen", sagte Loras.
"Oder es ist ein Zombie", gab Maya schlie?lich auf.
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"Eben!"
Sie verharrten weiter in ihrem Vertseck das eigentlich keines war. Der Abend brach langsam an, es wurde noch dunkler im Wald als es ohnehin schon war. Maya und Loras wussten beide das sie einen Unterschlupf für die Nacht brauchten, schon jetzt war es ziemlich kalt. Sie waren Bürger des Imperiums, hatten also niemals in ihrem Leben unter freiem Himmel geschlafen, und wollten es auch gar nicht.
Zum Strand zurück zu kehren stand au?er Frage, zwischen all den Leichen würden sie keine Ruhe finden und sie wussten nicht, ob nicht doch noch irgendwelchge Monster vorbeischauen würden.
Die logische Wahl w?ren die Ruinen.
Dort h?tten sie Windschutz, vielleicht auch ein Dach über den Kopf und w?ren zudem versteckt. Aber dort war auch der klopfende Sarg.
"Und wenn wir... den Zombie t?ten?" sagte Maya nach einer Weile und hielt ihr Schwert mit dem roten Griff hoch.
"Mit dem Museumsstück?" fragte Loras. "Wir k?nnte uns ein Gewehr von Strand holen."
"Da geh ich nicht mehr hin!" antwortete die junge Frau entschlossen.
"Au?erdem", fuhr Loras fort. "Wie sollen wir den Sarg aufbekommen."
Maya wirkte nachdenklich.
"Naja, ich wollte dich vorher nicht beunruhigen deshalb hab ich nichts gesagt.... aber ich hab mal ein Video gesehen, in dem erkl?rt wurde, dass solche alten Schl?sser ganz ganz leicht unter Druck brechen."
Loras wurde ein bisschen blass im Gesicht.
Doch kurz darauf veruchte er sich etwas zusammen zu rei?en und hob einen schweren Stein hoch.
"Dann los!", sagte er.
Sie standen vor dem halb begrabenen Sarg und starrten das Ding an.
"Also dann", presste Loras hervor. Den Stein zu halten bereitete ihm ziemliche Schmerzen im Oberk?rper. Langsam hatte er den Verdacht, dass da irgendetwas in ihm kaputt gegangen war. Aber er biss die Z?hne zusammen, hob den Stein hoch über den Kopf und warf ihn auf das Vorh?ngeschloss hinunter.
Mit einem überraschend lautem Knirschen zersprang das Schloss und verteilte sich über den Boden. Der Junge zuckte vor Schreck zurück, auch um nicht von Splittern des Steines oder des Schlosses getroffen zu werden.
Loras hob sein improvisiertes Geschoss erneut auf.
Das zweite und dritte Schloss brachen auf die gleiche Weise.
Keuchend bückte sich Loras erneut nach seinem schweren Felsbrocken.
"Soll ich..." begann Maya.
"Nein, geht schon."
Er schleuderte den Stein, zerst?rte das letzte Vorh?ngeschloss und machte sich bereit wegzulaufen.
Doch nichts geschah, au?er das der Sarg jetzt nicht mehr versperrt war.
POCH, POCH!
Maya und Loras duckten sich vor Schreck.
POCH.
Der Junge wusste nicht was lauter war. Sein eigener Herzschlag oder das Pochen aus dem Sarg.
Neben ihm hielt Maya zitternd ihr Schwert in Richtung des Sarges ausgestreckt.
POCH... KNIIRRSCH.
Der Sargdeckel bewegte sich, schob sich langsam von dem steinernen Beh?lter und gab einen winzigen Spalt Dunkelheit preis.
Loras schluckte, hob seinen Stein. Es war inzwischen sehr, sehr finster im Wald.
Polternd fiel der Sargdeckel auf den Erdboden.
Immer noch war nur Schwarz in der ?ffnung zu sehen, aber ein modriger Geruch breitete sich zwischen den Ruinen aus, das und ein leichter Duft nach.... Blumen?
Loras verwarf den Gedanken, als er meinte eine Bewegung im Sarg auszumachen.
Dann, ohne Vorwarnung, erhob sich der Oberk?rper eines Mannes aus dem Sarg. Der Unbekannte starrte die Beiden an.
Maya atmete aus. "Das ist ja gar kein -"
KRACH
Loras Felsbrocken traf den Typen mitten ins Gesicht und warf ihn zurück in den Sarg... wo er scheinbar auch liegen blieb.
"Was tust du denn? Das war gar kein Zombie!" schrie Maya und sah nach dem Mann, der nun bewusstlos im Sarg lag.
"Das wissen wir nicht!" rechtfertigte sich Loras. "Vielleicht ist es einer dieser gutaussehenden Zombies. Du wei?t schon, die in der Sonne glitzern??"
"Das waren Vampire du Trottel!"
"Oh".
Maya zog den Bewusstlosen etwas an den Rand des Sarges, so das dieser dagegen lehnte und sie ihn eingehend betrachten konnten.
Der Mann wirkte jung, nicht viel ?lter als Loras, aber sehr viel durchtrainierter. Er hatte keine Kleidung an und deutlich konnte man auch im Dunkeln die strammen Muskeln des perfekten K?rpers sehen. Der Unbekannte hatte nussbraunes Haar, welches ihm in verspielten Locken vor das Gesicht viel. Die Züge des Mannes... nun ja, nach Loras und seinem Stein wirkten sie nicht mehr ganz so ebenm??ig und vollkommen. Vor allem die Nase hatte einiges ab bekommen.
Ein weiteres auff?lliges Merkmal war das gro?e Tatoo eines Drachen, welches auf der rechten Brust des Fremden prangte. Der Drache wirkte l?nglich, fast wie eine Schlange und war ganz in schwarz gehalten.
"Ist er tot?" fragte Loras und stupste den Fremden an.
"Nein er atmet", sagte Maya.
Loras hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache.
"Er wirkt..." begann er.
"....sooo perfekt!", beendete Maya seinen Satz.
Loras verdrehte die Augen.
Der Unbekannte ?ffnete die Augen.
Maya und Loras hatten ihn aus dem Grab gehoben und an einen Baum gelehnt. Maya hatte sich ihre Jacke ausgezogen um den nackten Mann wenigstens irgendwie bedecken zu k?nnen. Das sie jetzt dafür fror, bemerkte sie kaum - zu faszinierend erschien ihr der Mann aus dem Grab.
Er strahlte etwas aus... Maya konnte es nicht recht benennen. Als würde er genau in jeden Moment passen in dem sie ihn ansah. Als w?ren der Wald, sie B?ume, Bl?tter und Steine nur da um seine Existenz einzurahmen. Machte das Sinn? Warscheinlich nicht. Aber Maya fand keine besseren Worte um zu beschreiben wie der Fremde auf sie wirkte.
Als er die Augen ?ffnete hob sie beschwichtigend die H?nde und sagte ruhig:
"Keine Angst, wir wollen dir nichts tun. Das vorhin war ein Versehen."
Sie hatte sich ihre ersten Worte gut überlegt. Es war wichtig an Informationen zu gelangen!
Der Mann blickte sich um und zeigte kein Anzeichen von Furcht. Er betastete seine gebrochene Nase und verzog ein bisschen das Gesicht. Dann lachte er.
Loras fand das befremdlich, oder freute sich der Typ vieleicht einfach aus dem Grab entkommen zu sein?
"Wie hei?t du?" fragte Maya.
Der Fremde sah sie an.
Dann sagte er in ein angenehm, m?nnlichen Stimme: "Ya ne ponimayu ni slova."
"Do you maybe speak new-imperial?" versuchte es Maya in der neuen, popul?ren Sprache des Imperiums.
"Eto byl drugoy yazyk?" war alles was er antwortete.
"Ich bin Maya" sagte die junge Frau und deutete mit ausschweifender Geste auf sich selbst.
"Das ist Loras" dabei deutete sie auf den Jungen.
"Wie. Hei?t. Du.?" Sie richtete beide H?nde auf den Unbekannten und l?chelt. Sie hoffte er verstand, was sie meinte.
Er zuckte nur mit den Schultern.
"Ya ne znayu. Nichego ne mogu vspomnit."
Maya seufzte.
"Ich nenn ihn einfach Dragon", sagte Loras und sprach den benutzte die Neu-Imperiale Aussprache für den Namen. "Passt doch, oder?"
Wieder musste Maya das kunstvolle Drachen-Tatoo auf der Brust des Unbekannten betrachten. Es wirkte eindrucksvoll und zugleich einschüchternd. Warum er es sich wohl stechen hatte lassen?
Der Unbekannte legte den Kopf schief und sah den Jungen fragend an.
Loras setzte sich unter Schmerzen auf und deutete mitten ins Gesicht des Fremden.
"Du. Dragon."
"Dra.... gon" wiederholte der Mann aus dem Grab.
"Also Dragon", fuhr Loras fort.
"Ich wei? du verstehst kein Wort von dem was ich sage. Aber wie zur H?lle bist du in den Sarg gekommen und wie lang warst du drinnen? Wie kommst du auf diese Insel. Und am wichtigsten, bist du sicher das du kein glitzernder Zombie bist?"
Maya schlug sich die H?nde vors Gesicht.
Aber Dragon lachte laut auf, als w?re er amüsiert über die fremde Sprache.
"Mal'chik deystvitel'no veselyy i zhizneradostnyy. YA ne znayu, otkuda ty i gde ya, no ya ne prichinyu tebe vreda."
"Ich versteh kein Wort!" rief Loras.
"Ya ne ponimayu ni slova!" rief Dragon.
"Seit ihr beide d?mlich?" rief Maya.