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Kapitel 5: Der magische Zwerg

  "Gemini?", fragte ich, als sich eine Welle von Fragen über meinen noch müden Verstand ergoss. Ich stand noch auf der Treppe zum Hauptraum des Gasthauses "zum leckeren Fliegenpilz". Sie war gerade, schlicht und aus dunklem Holz gemacht. Das Gel?nder besa? eine leichte Musterung und war an der linken Seite der Treppe angebracht. Aus der Küche kam schon das Ger?usch von klirrendem Geschirr, w?hrend der Geruch von Essen in der Luft lag. Igor stand vor mir auf dem Holzboden des Wirtshauses.

  "Und was meinst du damit, dass er mich gespürt hatte?"

  "Ich habe leider keine Ahnung. Aber h?r mal Varis. Ich glaube, er k?nnte sehr hilfreich für dich sein."

  Immer mehr Fragen kamen in mir auf.

  Was meint er blo??, fragte ich mich.

  Ein innerer Kampf fand in mir statt. Tausende von Zweifeln und Fragen regneten auf mich herab. Doch irgendwann gewann die Entscheidung, ihm zu vertrauen, da ich das Gefühl hatte, dass er richtig liegt.

  "Ok, wo finde ich ihn?"

  "Er lebt am See, süd?stlich von hier. Du wirst ihn in dem daneben stehenden Haus finden. Es hat einen kleinen Turm. Du wirst es also nicht übersehen k?nnen."

  Ich versuchte mir dieses Bild in meinen müden Verstand zu brennen, da ich das Gefühl hatte, dass er es wirklich ernst meinte.

  "Sehr gut, danke Igor. Ich mache mich dann auch direkt auf den Weg."

  Und so begab ich mich zu diesem geheimnisvollen Gemini. Mein Weg führte mich aus Halewood heraus und etwas nach rechts. Ich kam an einer wundersch?nen Wiese, die mit bunten Blumen gespickt war, vorbei. Ich sah Tulpen, Rosen und Sonnenblumen, die sich fr?hlich zur Sonne neigten. Auf einer der Tulpen, die eine einzigartige dunkle Blüte besa?, lie? sich ein Schmetterling nieder und Bienen summten um das Meer aus Farben herum. Ich ging den Weg weiter durch dieses Blumenfeld, bis ich dann am See ankam.

  Der See war klar und spiegelte die am Himmel stehende Sonne. Die kleinen Wellen des Sees lie?en aus dem Licht ein Spiel aus funkelnden Lichtern werden. Libellen und andere kleine Insekten flogen tief über dem Gew?sser und Fische genossen das erfrischende Wasser. Ich versank in die Sch?nheit der Natur, als ein Zwerg pl?tzlich hinter mir auftauchte.

  "Ah da bist du ja. Ich hatte dich erwartet, Varis."

  Der Zwerg war in eine dunkel violette Robe gekleidet und hielt einen langen Stab aus hellem Holz in der Hand, an dessen Spitze ein klarer, wei?er Edelstein befestigt war. Wahrscheinlich ein Opal, da das Sonnenlicht sich in seinem Inneren zu einem Regenbogen aufspaltete.

  Sein langer, hellgrauer Ziegenbart ging ihm bis zu der Hüfte und auf seinem Kopf ruhte ein spitzer Hut, in derselben Farbe wie die Robe und mit einem goldenen Band.

  "Mein Name ist Gemini", sagte er und l?chelte mich an. Ich wusste noch nicht ganz wie ich ihm begegnen sollte deshalb fragte ich vorsichtig:

  "Wer bist du und warum wolltest du unbedingt mit mir reden?"

  "Ich bin oder eher war ein Magier des Runen Zirkels. Ich habe deine Pr?senz so deutlich gespürt, dass ich dir unbedingt etwas zeigen muss. Komm bitte mit."

  Er drehte sich um und ging in Richtung seines Hauses. Erst flog ein Schmetterling auf seinen Stab, dann ein kleiner brauner Vogel auf seine Schulter und schlie?lich lief ein Reh an und begleitete ihn.

  "Warte doch mal! Was willst du mir zeigen?", fragte ich ihn doch er gab keine Antwort. Doch meine Neugier ergriff mich und lief ihm hinterher. Erst da merkte ich wie schnell er sich bewegte und ich musste fast schon sprinten, um ihn einzuholen. Der Wind griff in meine Haare und zerzauste sie, bis ich dann endlich wieder neben ihm stand. Er ?ffnete die Holztür seines kleinen Hauses und bat mich mit dem gleichen L?cheln wie vorhin herein. Im Inneren seines Heimes kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ich sah sich von alleine bewegende Gegenst?nde. Besen, Bücher und ?hnliches. In dem Raum war ein warmes Licht, dass von einer Laterne an der Wand ausging. Und auf dem Boden sah ich etwas was mich noch mehr faszinierte als die fliegenden Bücher. Einen leuchtend wei?en Kreis aus Runen. Sie sahen den Zeichen ?hnlich, die wir am Tor nach Karnon gesehen hatten. Alle bewegten sich im Kreis und leuchteten in einem gedimmten Licht.

  "Also ich wei? gerade nicht ganz was ich sagen soll, all das ist einfach nur...", setzte ich an, doch Gemini unterbrach mich.

  "Hier nimm das", sagte er und drückte mir einen Stab in die Hand, der ?hnlich aussah wie seiner. Er war aus dunklerem Holz gemacht und hatte einen Saphir an der Spitze. Das Gewicht des Stabes war, obwohl er ungef?hr so gro? war wie ich, angenehm leicht. Mich verwirrte diese Aktion nur noch mehr.

  "Verzeihung, aber was soll ich denn jetzt damit machen?", fragte ich ihn doch er gab keine Antwort. Stattdessen kramte er in seinen Bücherregalen herum, nahm gr??ere und kleinere, dickere und dünnere Bücher heraus und sagte schlie?lich:

  "Stelle dich bitte hierhin und sage 'Luminara'. Und zwar laut und deutlich."

  In mir bildeten sich Zweifel und ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte.

  "Aber was soll das bringen?", fragte ich.

  "Ich bitte dich. Vertrau mir", erwiderte er. Ich spürte seine Hoffnung in den Worten. Hoffnung für Rettung.

  "Na gut. Ich tue es."

  "Vielen Dank, Varis."

  Ich stellte mich nun also hin, den Stab in der Hand.

  "Luminara!"

  Pl?tzlich erschien ein Licht am Kopf meines Stabes. Es besa? eine hellblaue Farbe und war hell genug um den Raum zu erleuchten. Ich erschrak als ich sah was ich getan hatte.

  "Was habe ich gemacht?"

  "Du hast einen Zauber gewirkt. Ich wusste schon die ganze Zeit das du das kannst. Ich habe dein Mana schon gespürt, als du nach Halewood gekommen bist. Es ist weiter ausgepr?gt als bei manchen anderen. Nutze diese Kraft und lerne sie zu b?ndigen, dann kannst du viel erreichen."

  Ich begriff immer noch nicht ganz was passiert ist. Habe ich gezaubert? Und ich besitze Mana? Bedeutet das, ich kann Magie wirken?

  "H?r mal Varis. Du musst deine Freunde beschützen, okay? Nimm diese Bücher. Sie enthalten viele Sprüche, die du lernen kannst", sagte er w?hrend er mir einen Stapel Bücher in die Hand drückte. Ich versuchte sie gleichzeitig mit dem Stab festzuhalten, was mir auch nur mit Mühe gelang.

  "Und was willst du...?", fing ich an, jedoch unterbrach er mich wieder. Er schien ein Talent dafür zu haben.

  "Ich muss so schnell wie m?glich weg hier. Denn sie sucht mich. Also beeil dich und geh wieder nach Halewood und studiere die Macht der Magie!"

  Mit diesen Worten ?ffnete sich ein Riss in der Luft und Gemini stieg durch ihn hindurch. Einen Bruchteil einer Sekunde sah ich eine Berglandschaft. Damit verschwand der Zwerg. Ich stand zuerst eine Zeit lang mit offenem Mund da, verblüfft und überfordert. Als ich anfing alles zu verarbeiten, bewegte ich mich wieder. Der Kreis war verschwunden, die Bücher und andere Gegenst?nde zu Boden gefallen und die Laternen erloschen.

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  Schlie?lich begab ich mich aus seinem Haus und ging so schnell wie ich mit den Büchern in der Hand konnte Richtung Halewood. Diesmal nahm ich die Sch?nheit der Umgebung nur noch zu Teilen wahr. Ich beeilte mich da mir in den Kopf kam, dass es schon relativ sp?t war und die anderen mit Sicherheit nach mir suchten. Und doch gingen mir Geminis Worte nicht mehr aus dem Kopf.

  Leo, Jean und Luna wollten gerade die Tür des Gasthauses ?ffnen, als ich keuchend vor ihnen zum Stehen kam.

  "Sag mal wo warst du denn?", fragten Luna und Jean fast gleichzeitig und sichtlich emp?rt.

  "Wir haben die ganze Zeit nach dir gesucht als wir zurückkamen und wollten gerade eine kurze Pause machen", sagte Jean nun.

  "Aber wenn du ja jetzt auch da bist, musst du auch was essen. Hast du heute überhaupt schon was gegessen?", ihre Energie überraschte mich und ich antwortete etwas aus der Fassung gebracht:

  "Also. Na ja, nicht so ganz."

  Als sich mein Magen knurrend zu Wort meldete, machte Leo lachend die Tür auf und wir begaben uns alle in das Gasthaus.

  "Einen Moment, ich muss die hier noch hochbringen", sagte ich und zeigte auf die Bücher.

  Als ich wieder nach unten kam, unterhielten sich Igor und die drei angeregt.

  Mittlerweile hatte es angefangen zu regnen und die Tropfen liefen an den Fenstern herunter, als w?re es ein Wettrennen.

  Ich setzte mich ebenfalls auf einen der h?lzernen Stühle.

  Kurz darauf kam auch Erika hinzu und stellte vor mich eine dampfende Schüssel voller Suppe.

  "Aha, du warst also beim alten Gemini, richtig?"

  Meine Freunde verstummten mit einem Mal und lauschten.

  "Wer ist denn dieser Gemini?", fragte Leo interessiert.

  "Ach, hatt' ich euch da nix von erz?hlt?", antwortete Igor überrascht.

  "Nein du hattest nichts von so jemandem erz?hlt", sagte Luna. Sie wirkte ruhig, jedoch sah ich das sie sich etwas zurückhielt.

  "H?r mal, irgendwann musst du es ihnen erkl?ren. Auch, wo die Borgons her kommen", sagte Erika und setzte sich ebenfalls, nachdem ich mich für das Essen bedankte und obwohl alleine ihr Duft das Wasser in meinem Mund zusammen flie?en lie?, war ich auf Igor fokussiert.

  Alle von uns schauten ihn nun gespannt und mit Neugier erfüllt an.

  "Na gut. Ich denke das wird auch einige eurer Fragen beantworten," sagte er nach einiger Zeit. Ich merkte das es ihm nicht sehr leicht fiel.

  "Fang an sobald du bereit bist", sagte Leo, lehnte sich etwas zurück und legte ein Bein aufs andere. Er hatte seine Rüstung im Zimmer deponiert, und hatte damit nur noch ein schlichtes wei?es Hemd und eine braune Hose an.

  W?hrend Igor tief Luft holte, nahm ich den L?ffel in die Hand und begann zu essen.

  "Es war vor zehn Jahren, als unsere Gruppe sich kennenlernte. Wir waren fünf Mann und gute Freunde dazu. Auch Gemini und Erika geh?rten zu dieser Gruppe. Wir erlebten viele, viele Abenteuer zusammen. All diese Abenteuer waren stets spannend und hatten uns Spa? bereitet. Mit jedem dieser Abenteuer wurde unser Band gr??er und st?rker. Doch eines Tages ?nderte sich sehr vieles. Wir lebten schon lange in Karnon und geh?rten schon zu den st?rksten Gruppen der Stadt. Wir erlebten also einen Tag, der genauso aufregend war wie alle anderen. Die zwei anderen, die ihr nicht kennt, hie?en Darkon und Thora. Darkon war ein kr?ftiger und furchtloser Krieger und eins mit seinem Schwert. Er beherrschte diese Kunst des K?mpfens wie kein anderer. Und Thora war eine geniale Druidin, das k?nnt ihr mir glauben. Sie beherrschte Techniken, die die Natur wie eine Axt, aber auch wie ein Bogen nutzen. Sie war eins mit den Tieren und Pflanzen und dazu eine Berühmtheit. Jeder in ganz Karnon war fasziniert von ihr, da nur wenige Zwerge die Kr?fte eines Druiden besitzen. Au?erdem war sie früher haupts?chlich auch die Heilerin der Stadt. Doch dann fand sie eines Tages etwas was alles auf'n Kopf stellte." Er atmete einmal tief durch, bevor er dann weitersprach.

  "Sie fand einen der Edelsteine, die Magie bündeln k?nnen. Sie werden haupts?chlich genutzt, um Magie von Magiern zu kanalisieren." W?hrend er das sagte ging mir der Stab durch den Kopf, den ich von Gemini bekommen hatte. Er besa? ebenfalls so einen Kristall.

  "Und sie fand einen der wenigen, die eine Seele in sich tragen. Nur wenige besitzen diese Eigenschaft, doch der Charakter der Seele h?ngt vom Stein ab. Und sie fand einen Onyx. Einen schwarzen Edelstein der Magie. Solche Steine sind selten und vor allem gef?hrlich. Du musst schon Glück haben um ihn nutzen zu k?nnen, ohne dass du draufgehst. Und doch lassen die Seelen die in Onyxe gesperrt sind, dich b?se werden. Sie entfesselte ihre riesige Macht und erweckte die Kreaturen der Natur, von b?sartigen, riesigen Blumen bis hin zu den Baumkolosse mit dem wir ja schon Bekanntschaft gemacht haben. Sie wollte immer mehr und gründete die Fraktion der Borgons. Druiden, die ausschlie?lich diese Onyxe verwenden, wenn auch normale ohne eine Seele. Denn auch ohne sind sie ?u?erst m?chtig. Sie gebrauchten sie, um die Natur für ihre Zwecke zu nutzen. Sie griffen vor fünf Jahren Karnon das erste Mal an. Wir bemerkten erst da all diese Seltsamkeiten, die in ihr vorgegangen waren. Und gerade das letzte Puzzlestück setzte sich in das Gesamtbild ein, als sie an der Spitze dieser Streitmacht stand. Der Kampf war schwer und erbittert. Daher hab ich auch diese Narbe", sagte er und fuhr mit seiner Hand über sie.

  "W?hrend dieses ersten Krieges ist auch Darkon von uns gegangen. Nur wir drei sind übrig."

  Er atmete nochmal tief ein und aus, bevor er kurz innehielt und dann weiter erz?hlte. "Gemini sammelte immer mehr Wissen, ich wurde Hauptmann der Stadtwache, und Erika ging zurück in ihre Heimat, um diesen Gasthof zu errichten."

  Alle waren w?hrend Igors Erz?hlung still geworden und lauschten gespannt seinen Worten.

  "Seitdem hatten wir uns nicht mehr gesehen. Und jetzt hat Thora wieder einen Angriff gestartet, um Karnon für sich zu erobern. Wir müssen sie aufhalten, sonst wird unsere Heimat zerst?rt."

  Ich h?rte wie ein Stuhl über den Boden geschoben wurde und sah das Leo aufgesprungen war.

  "Wir werden st?rker werden und euch helfen! Wir wollten diese Welt entdecken und hier Abenteuer erleben. Lasst uns helfen die Sch?nheit dieser Stadt zu bewahren und sie wieder aufzubauen!"

  Auch wir anderen standen auf und sagten:

  "Ja, lasst uns euch helfen!"

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