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Kapitel 3 - Sensei Bi-Shi-Zus Training!

  Kapitel 3 - Sensei Bi-Shi-Zus Training!

  Nun begann also endlich das ersehnte Training von Sensei Bi-Shi-Zu. Er brachte uns zu einem abgelegenen Waldgrundstück. Dies war ein sehr sch?ner Ort und gleichzeitig, wie sich sp?ter herausstellte, auch der Ort, an dem der Sensei seine Ausbildung durchlaufen hatte. Das Trainingsgel?nde lag am Rande eines Flusses, wo sich auch ein kleiner Wasserfall befand. Au?erdem waren fünf gro?e Baumst?mme in den Boden gestampft. Der Sensei sagte, er habe diese Vorbereitung vor 20 Jahren getroffen, Baum für Baum mit einer alten Axt gef?llt, zu dem Platz getragen, die St?mme schlie?lich kraftvoll aufgestellt und in den Boden geh?mmert. Ein paar Holzschwerter und Schilde wurden uns auch für das Training zur Verfügung gestellt.

  Nachdem wir uns sorgf?ltig die Umgebung des Gel?ndes eingepr?gt hatten, bekamen wir die erste übung vorgestellt, die der Sensei sich ausgedacht hatte: sein berühmter ?Bi-Shi-Zu Special“. Bei dieser Kampftechnik mussten wir hoch in die Luft springen, eine 360-Grad-Drehung vollführen und das Zielobjekt im perfekten Moment mit voller Kraft aus den Beinen treffen. Ziel war ein kr?ftiger Baum. Der Sensei führte diese übung meisterlich aus. Nach nur einem kurzen Augenblick zertrat er den Baum und schleuderte ihn zu Boden. Der Staub in der N?he vom Sensei wurde aufgewirbelt, und die St?rke, die hinter diesem Tritt steckte, konnte man deutlich spüren.

  Als wir die Ausführung einmal sahen, waren wir auf uns allein gestellt. Aurelia und ich trainierten den ganzen Tag ohne Pause nur diesen einen Tritt. Doch wir bekamen es beide nicht mal im Ansatz auf die Reihe. V?llig ersch?pft von den Trainingseinheiten gingen wir nach einem leckeren Abendessen zu Bett. Jedenfalls war das der Plan. Ich wollte vor dem Schlafen noch schnell ein Glas Wasser trinken und begab mich in die Küche. Soweit sollte es allerdings nicht kommen, denn das Licht brannte noch, und durch den Türspalt konnte ich Herrn Bi-Shi-Zu und seine Frau ersp?hen.

  Die Beiden führten ein intensives Gespr?ch über die Zukunft des Bauernhofs. Ich bekam nicht viel mit, aber ein paar Kleinigkeiten konnte ich meinen Ohren entlocken. Unter anderem die finanzielle Lage von Familie Bi-Shi-Zu, die nicht besonders gut aussah. Seine Frau erw?hnte: ?Bi-Shi-Zu, du wei?t, wir haben kein Geld, um diese Kinder aufzunehmen. Wir k?nnen uns gerade mal selbst erhalten.“ Au?erdem erw?hnte sie, dass es Gefahren birgt, da sie nun eine komplette Familie waren und dies die Aufmerksamkeit von Gro?lord Braunstein nach sich zog.

  Bi-Shi-Zu erwiderte: ?Ich wei?, wir haben es nicht einfach, nicht mehr seit dem Vorfall mit Artemis. Doch habe ich die Gefahren und Konsequenzen gut bedacht. Auch wenn dies natürlich bedeutet, dass Braunstein früher oder sp?ter seine Handlanger zum Hof schickt, um uns unsere Besitztümer zu rauben, habe ich Vertrauen in die zwei. Ich denke, sie sind die Kinder der Prophezeiung meines Gro?vaters und k?nnen die Welt wieder ins Lot leiten. Sie ben?tigen dafür nur eine ordentliche Ausbildung, um Braunstein und auch Artemis trotzen zu k?nnen.“

  Ab diesem Zeitpunkt ging ich wieder zu Bett. Bevor ich einschlief, gingen mir ein paar Fragen durch den Kopf. In erster Linie besch?ftigten sich diese mit der Prophezeiung. Ich überlegte auch, wie ich Herrn Bi-Shi-Zu mit dem Bauernhof helfen konnte, um meine Dankbarkeit für sein Vertrauen und seine Gutmütigkeit auszudrücken. Auch die genannten Handlanger von Gro?lord Braunstein gingen mir nicht aus dem Kopf.

  Gest?rkt mit neuer Motivation für das Training schlief ich ein. Am n?chsten Morgen, angekommen und voller Tatendrang, machte ich mich noch vor dem Frühstück auf den Weg zum Trainingsgel?nde. Meine Versuche waren trotz deutlicher Verbesserungen vom Vortag schlecht, trotzdem lie? ich nicht locker, um den Baum zu f?llen.

  Irgendwann stie? auch Aurelia hinzu, die mich weinend am Boden auffand. Sie fragte mich, was los sei. Meine Antwort war: ?Ich habe gestern ein Gespr?ch von Herrn Bi-Shi-Zu mitbekommen, in dem es um die finanzielle Lage des Bauernhofs, unser Training, die Handlanger Braunsteins und die Prophezeiung ging.“ Nachdem ich ihr all diese Themen mit den doch wenigen Dingen, die ich mitbekommen hatte, erl?uterte, fügte ich hinzu:

  ?Unser Sensei setzt so viel Vertrauen in uns und unsere Ausbildung. Selbst sein Leben setzt er aufs Spiel, nur weil wir bei ihm sind. Er kann den Bauernhof nicht aufrechterhalten und k?nnte dank uns alles, was ihm lieb und teuer ist, verlieren. Trotz alldem hat er immer ein L?cheln für uns übrig und steckt seine ganzen Tr?ume und Hoffnungen in uns. Ich kann dieser Verantwortung einfach nicht gerecht werden, ich bin zu schwach, um irgendetwas zu bewirken. Den ganzen Vormittag habe ich gegen diesen dummen Baum getreten, ohne auch nur ein bisschen Wirkung. Was auch immer diese Prophezeiung sein mag, ich bin definitiv nicht derjenige, der sie erfüllt. Der Sensei setzt zu viele Hoffnungen in mich.“

  Bevor Aurelia auch nur irgendetwas hinzufügen konnte, tauchte der Sensei aus dem Wald auf. Mit beruhigender Stimme sagte er:

  ?Zeki, ich wei?, du bist gekr?nkt, weil das Training nur mühsam voran geht, aber das Schattental wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Au?erdem lass die finanzielle Lage meine Sorge sein, denn eigentlich bin ich derjenige, der euch danken muss. Denn durch eure Hilfe konnte ich wieder einen Sinn in meinem Leben finden und mit den Problemen, die Artemis verursacht hat, abschlie?en. Klar setze ich viele Hoffnungen in euch, jedoch versichere ich euch, dass meine Menschenkenntnis in den doch 14 Jahren, die ich als Sensei t?tig war, massiv gewachsen ist. Ich würde euch nicht so eine Bürde auferlegen, wenn ich mir nicht sicher bin, dass ihr diese auch meistern k?nnt. Der Baum ist nur eine von vielen Hürden, die euch auf eurem Weg erwartet. Aber dennoch m?chte ich euch einen Tipp geben: Vereint eure Kr?fte und ihr werdet sehen, dass der Baum doch nicht so eine schwere Hürde ist, wie ihr denkt.“

  Und so schnell wie er gekommen war, verschwand er auch wieder. Aurelia und ich überlegten lange, wie wir unsere Kr?fte vereinen k?nnen. Wir probierten alles M?gliche, unter anderem auch das von uns selbst erfundene ?Zekelia-Double“. Dies war einfach ein ?Bi-Shi-Zu-Special“, ausgeführt von zwei Personen zur gleichen Zeit. Doch das alles brachte nichts, und so verbrachten wir die n?chsten Tage nur damit, zu grübeln, wie wir unsere Kr?fte am besten fusionieren k?nnten.

  All die Stunden Training und doch kamen wir zu keiner Erkenntnis. Doch am 18. Tag hatte Aurelia eine Idee. Sie benutzte ihre Magie, um zus?tzlich zu meiner K?rperst?rke ihre magische Kraft auf meinen Fu? zu legen. Mithilfe dieser Technik konnten wir unsere St?rken vereinen und schafften es endlich, den Baum zu f?llen.

  Wir beide strotzten nur so vor Erleichterung, und auch der Sensei war sichtlich stolz auf uns. Dieses gute Gefühl, fast wie die Liebe meiner Eltern, hatte ich schon lange nicht mehr. Irgendwie war es bei all dem, was ich durchgemacht hatte, verloren gegangen. Ich kannte Sensei Bi-Shi-Zu und Aurelia noch nicht lange, doch ich schloss die beiden sofort ins Herz. Es fühlte sich an, als h?tte ich wieder einen liebenden Vater und eine wundervolle Schwester zugleich.

  Nach kurzer Pause ging es auch schon weiter mit der zweiten Stufe des Trainings. Der Sensei erkl?rte uns dies als ?Individuelles Krafttraining“. Dazu begaben wir uns zum Wasserfall am Fluss, dort war ein Brett angebracht. Ziel der übung war es, dem Druck des Wasserfalls standzuhalten. Jedoch gab es eine Regel: Wir durften uns nicht gegenseitig helfen und waren auf unsere individuelle St?rke angewiesen.

  Aurelia machte den Vortritt. Sie benutzte ihre Magie, um ein Schild um ihren K?rper zu erzeugen, und stellte sich dem Wasserfall. Drei Sekunden lang konnte sie den Schutz aufrechterhalten, bevor sie dem Druck des Wassers zum Opfer fiel und wegtrieb.

  Sensei Bi-Shi-Zu stand mit einer Angel am Ufer, und nach kurzer Beschwerde darüber, dass er gerade einen Fisch an der Angel hatte, zog er sie heraus – jedoch ohne sein Mittagessen. Dann war ich an der Reihe. Ich war motiviert, den Wasserfall zu besiegen. Nach fünf Sekunden besiegte mich der Wasserfall und ich fand mich im Wasser wieder. Ich griff nach Senseis Angel, doch dieser wollte sein Mittagessen nicht nochmal aufgeben und angelte fr?hlich vor sich hin. Ich trieb also weiter den Fluss entlang, bis ich irgendwann am Ufer angekommen war. Den Weg zurück zum Trainingsgel?nde, den ich unn?tig zurücklegen musste, nehme ich dem Sensei bis heute noch übel.

  Diese Aufgabe erwies sich als deutlich schwieriger. Deshalb arbeiteten Aurelia und ich hart daran, von Tag zu Tag besser zu werden. Ziel war es, 10 Minuten dem Druck des Wassers standzuhalten. Sensei Bi-Shi-Zu ermutigte uns immer wieder, weiterzumachen. Ohne seine Worte w?ren diese Qualen nicht auszuhalten gewesen.

  Am Tag 60 des Wasserfall-Trainings lieferten sich Aurelia und ich regelrechte Duelle darum, wer die l?ngste Zeit durchhalten konnte. Meine Bestzeit war fünf Minuten und 17 Sekunden, Aurelia konnte ihr Schild fünf Minuten und 13 Sekunden aufrechterhalten. Wir nahmen uns nichts, und mit jedem weiteren Tag kamen weitere Sekunden auf die Uhr. Genau drei Monate erlebten wir nun die Anweisungen vom Sensei.

  Am Tag 72 des Wasserfall-Trainings war es endlich so weit: der Tag, um das n?chste Kapitel der Ausbildung zu beginnen. Ich konnte das Wasserfall-Training mit einer Zeit von 10 Minuten und 42 Sekunden abschlie?en, Aurelia mit 10 Minuten und 8 Sekunden. Natürlich musste mein Sieg über Aurelia und damit auch die gewonnene Wette – eine Woche Putzdienst für den Verlierer – mit einem ausgefallenen Siegestanz gefeiert werden. Aurelia fand dies nicht allzu lustig, aber das war mir in dem Moment egal. Nachdem ich gefeiert hatte, war es auch schon Zeit, die n?chste Prüfung abzulegen.

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  Der Sensei brachte uns die n?chste übung bei. Da wir nun Teamwork und k?rperliche St?rke geschafft hatten, war es an der Zeit, uns im Umgang mit Waffen zu trainieren. Ganze fünf verschiedene Waffen stellte Sensei Bi-Shi-Zu zur Verfügung: einen Fu?ball aus Stahl, Pfeil und Bogen, eine vergoldete Faust, eine alte Axt und ein mit Lasern betriebenes Schwert. Aurelia überlegte nicht lange und w?hlte den Pfeil und Bogen. Ich hingegen grübelte lange, welche Waffe ich tats?chlich w?hlen sollte, also ging ich alle ab.

  Ein Laserschwert? Ich bin doch nicht in irgendeinem Fantasy-Film, dachte ich. Das war es also nicht. Die alte Axt sah mir etwas zu unheimlich aus, au?erdem ging eine erschreckende Aura von ihr aus, die mir Angst machte. Also weiter zur n?chsten Waffe. Die vergoldete Faust war mir zu langweilig – ich meine, sie war cool, aber nicht das, was ich mir vorstellte. Der Stahl-Fu?ball hingegen erregte meine ganze Aufmerksamkeit. Ich sah ihn an und wusste sofort: Dies ist meine Bestimmung. Damit werde ich jegliches Leiden auf der Welt beenden.

  Die Waffen waren gew?hlt, jetzt fehlte nur noch das Training. Sensei Bi-Shi-Zu lie? sich für uns jeweils eine individuelle Ausbildung im Umgang mit unseren Waffen einfallen. Aurelia musste blind einen ganzen Parkour von Zielscheiben, versteckt im Wald, erkennen und treffen. Für meine Aufgabe brauchte es mehr Vorbereitungen. Der Sensei bat einen alten Freund von ihm, bekannt als der beste Bauarbeiter der Stadt, um Hilfe. Sein Name war Mikail. Zusammen errichteten sie eine fünf Meter lange und einen Meter dicke Stahl-Beton-Wand. W?hrend Aurelia also den Parkour jeden Tag aufs Neue üben und meistern konnte, sa? ich zwar nicht auf der faulen Haut, jedoch musste ich 28 Tage auf die vollst?ndige Aush?rtung des Betons warten, bevor ich endlich starten konnte.

  Ihr k?nnt euch sicher denken, dass mein Ziel darin bestand, an dieser Wand meine Schusstechnik und meine Schusskraft zu trainieren. Nach dem ersten Trainingsabschnitt war die Schusskraft nicht das Problem. Immerhin konnte ich den st?hlernen Fu?ball, der gesch?tzt über 15 Kilogramm wog, mit Leichtigkeit gegen die Wand donnern.

  Doch die Technik lie? zu wünschen übrig, aber ich lie? nicht locker. Diese Herausforderung war deutlich schlimmer als jene, die ich zuvor gemeistert hatte. Ich schaffte es nicht, den Ball auf die Stelle, auf die ich mich konzentrierte, zu bringen. Au?erdem bereitete mir mein Fu? vom ganzen Treten des Balls deutliche Schmerzen. Mein Fu? fiel mir vor Schmerzen fast ab. Jeden Tag aufs Neue trat ich diesen Ball gegen die Wand. Irgendwann lernte ich, mit den Schmerzen umzugehen, und so kam auch das Gefühl in den Schüssen. Ich schaffte es zum ersten Mal, den Ball dahin zu schie?en, wo ich ihn haben wollte. Ich war überglücklich und sprang vor Freude in die Luft. Denn nach 200 Tagen im Training von Sensei Bishizu hatte ich endlich alle Hürden gemeistert. Auch Aurelia beherrschte ihren Parkour nach dieser Zeit blind und traf immer ihr Ziel.

  Also war es an der Zeit, die letzte Hürde zu meistern. Sensei Bishizu bestand darauf, dass wir unsere Kr?fte immer als Team ausspielten. Es mag vielleicht absurd klingen, doch die letzte Aufgabe bestand darin, einen Zweikampf unter uns zu veranstalten. Wir sollten uns auf die Schw?chen des jeweils anderen konzentrieren und sie gezielt ausnutzen. Laut dem Sensei diente dies dazu, nicht nur die St?rken des Anderen, sondern auch dessen Schw?chen zu kennen, um uns so aufeinander einzustellen und ein unschlagbares Team zu bilden.

  Der Kampf zwischen mir und Aurelia sollte also beginnen. Ich fing mit einem pr?zisen Schuss auf den Magen an, doch ihr Schild konnte meinen Ball abwehren und so jeglichen Schaden verhindern. Nun war Aurelia an der Reihe. Sie sammelte mit Hilfe ihrer Magie Steine, die auf dem Boden lagen, und schoss mich mit diesen ab. Ich bekam keinen einzigen Stein ab, denn aufgrund meiner Schlagtechnik konnte ich jeden Stein in der Luft zertrümmern. So zog sich der Kampf mehrere Stunden hin. Niemand von uns war zu einem Ergebnis gekommen, was nun die Schw?che des Anderen sei.

  Nach etwa sechs Stunden des andauernden Kampfes kam ich zum Entschluss, dass Aurelias Schild schw?cher wurde, jedes Mal, als ich ihre Vergangenheit ansprach. Dies waren zwar faule Tricks, doch immerhin war es meine Aufgabe, die gr??te Schw?che meiner Gegnerin festzumachen. Somit wusste ich es und fing an, immer gemeinere und abscheulichere Dinge über sie zu sagen. Ich sprach mich im Gedanken an den Sieg so in Rage, dass ich nicht bemerkte, was ich eigentlich sagte.

  Als das Schild endlich den Geist aufgegeben hatte, schoss ich ihr den Fu?ball direkt in den Magen. Ich wollte eigentlich gerade meinen Sieg feiern, als ich begriff, was ich gerade tat. Ich habe jemandem, der mir wichtig ist, aufgrund meines Verlangens nach St?rke, nicht nur physisch, sondern auch mental zu Grunde gerichtet. Ich kann es wirklich nicht beschreiben, was in mir vorging, doch als ich die am Boden zerst?rte Aurelia weinend auffand, plagten mich meine Schuldgefühle und ich rannte zu ihr, um ihr zu helfen.

  Nichtsahnend wollte ich sie tr?sten, nur um herauszufinden, dass sie das schon seit langem geplant hatte. Denn somit fand sie meine gr??te Schw?che – meine Gnade und meine Gutmütigkeit. Mit diesem Wissen zog sie sofort Profit aus dieser Situation und folterte mich, sobald ich in ihrer N?he war, mit nahezu unertr?glichen Magie-Blitzen. Solange, bis ich schlie?lich aufgab, weil ich den Blitzen nicht mehr standhalten konnte.

  Und so fanden wir beide jeweils unsere Schw?che heraus. Nun, da wir auch dieses Training absolviert hatten, waren wir bereit, eine neue Reise anzutreten, um Sensei Bishizu stolz zu machen und für das Gute in der Welt zu k?mpfen. Wir wollten unsere Tr?ume und Ziele verwirklichen, anderen Familien zu helfen und zu unterstützen, das B?se zu bek?mpfen und das Schattental in eine neue ?ra, in Zeiten des Lichts und des Sonnenscheins, einzuleiten.

  Ich war mir also sicher, dass die Zukunft noch einiges für uns zu bieten hatte. Doch es schmerzte mich sehr, Sensei Bi-Shi-Zu und seine Gattin Li-Sa zurückzulassen. Denn dieses Trainingscamp war sicherlich eines der sch?nsten Erlebnisse in meinem Leben. Ich konnte dem Sensei nicht genug für diese M?glichkeit, Gastfreundschaft, Ausbildung und vor allem für die Freundlichkeit, die diese Familie auszeichnete, danken.

  Ich denke, genau so eine wundersch?ne Erfahrung hatte die Hoffnung auf die Gutmütigkeit der Menschen in diesen grausamen Zeiten, die nur von Wut und Hass getrieben wurden, wiederhergestellt. Das letzte Abendessen zusammen mit dem Sensei, seiner Gattin und Aurelia weckte Erinnerungen in mir. Ich dachte zurück an den Tag, an dem alles anfing, an meinen sechsten Geburtstag.

  Ich hatte unendlich viel Leid hinter mir, musste Dinge sehen, die ein 6-j?hriges Kind nicht sehen sollte, doch vielleicht war es meine Bestimmung, genau dieses Schicksal zu erleiden. Vielleicht war ich zu Gr??erem bestimmt. Dies alles st?rkte meinen Willen nur noch mehr, und so schmerzte der Abschied dann auch nicht mehr allzu sehr. Das restliche Abendessen war ein Mix aus alten Geschichten von Herrn Bi-Shi-Zu und Li-Sa. Ich kann mich nicht mehr an jede einzelne erinnern, aber eine blieb mir dann doch in Erinnerung: Es war die Geschichte, als der Sensei seinen Schüler Artemis zum ersten Mal traf.

  Wir sa?en gespannt am Küchentisch, und so begann der Sensei die Geschichte mit den Worten:

  ?Ich war gerade erst hier angekommen und machte mir Bekanntschaften mit den Nachbarn, als ich zum ersten Mal auf Artemis stie?. Zur damaligen Zeit war der Junge erst 4 Jahre alt, doch seine Eltern waren dennoch miserabel. Der Junge wurde t?glich geschlagen und musste viel zu schwere Arbeit ablegen. Noch dazu bekam er nicht viel zu essen und zu trinken. Sein einziger Anhaltspunkt war seine geliebte Schwester Gloria. Mit ihr konnte er über alles reden, und sie schaffte es immer, den Jungen zu tr?sten. Nur sie allein war es, die den Jungen, der zus?tzlich noch an einer seltenen Krankheit namens Zirbiss-Syndrom litt, unterstützte.

  Dieses Syndrom, wie sich sp?ter herausstellte, hatte seinen Namen von einem Mann namens Kogel Zirbiss, der eines Tages pl?tzlich einen unerkl?rlichen Durst nach Blut entwickelte – und zwar nicht irgendein Blut, sondern das seiner eigenen Familie. In diesem Zustand brachte er seine ganze Familie um und trank das Blut seiner Opfer. Ich vermute, Artemis litt aufgrund des schlechten Verh?ltnisses zu seinem Vater und dem ganzen Hass, den er für ihn aufbrachte, unter diesem Syndrom. Doch zu dieser Zeit wusste noch niemand etwas davon.

  Eines Tages überkam es Artemis jedoch, und sein Vater sollte zur Zielscheibe seines ersten Streichs werden. Er überlegte nicht lange und rannte, als er gerade mit seinem Vater am Küchentisch sa?, zur Theke. Er schnappte sich ein Messer und stach es seinem Vater genau 17 Mal in die Brust, woraufhin sein Vater elendig am Tisch ausblutete und Artemis seiner Gier nach Blut nachgehen konnte. Gloria hingegen musste sich all dies ansehen, wurde von Artemis aufgrund seiner starken Beziehung zu ihr aber g?nzlich ignoriert.

  Sie stürmte sofort aus dem Haus, jedoch rutschte sie aus und traf mit dem Sch?del einen Stein, der im Vorgarten lag. Ihr Sch?del wurde durchbohrt. Artemis, der mittlerweile wieder bei Verstand war, fand sich selbst in einer Situation wieder, die sich wie die H?lle auf Erden anfühlte. Der 12-j?hrige Artemis hatte gerade seinen Vater brutal ermordet und seines Blutes beraubt, zudem verlor er noch die einzige Person, die ihm wichtig war – seine geliebte Schwester Gloria. Dies alles machte seine Krankheit nur noch schlimmer.

  Au?erdem erz?hlte er mir, dass er ungef?hr ein Jahr lang unter noch schlimmeren Bedingungen als bei seinem Vater auf der Stra?e leben musste, bevor er sich eines Tages zu mir verirrte. Ab da begann sich unser Band Tag für Tag zu st?rken. Ich nahm den Jungen unter meine Fittiche, trainierte mit ihm. Ich konnte zusehen, wie der Junge, der von ganzem Dorf aufgrund einer Krankheit ge?chtet und gehasst wurde, zu einem selbstbewussten und starken jungen Mann heranwuchs. Artemis war wie ein Sohn für mich, und ich wie der Vater, den er nie hatte.

  Auch in der Kampfschule war er aufgrund seiner au?erordentlichen St?rke respektiert. Die Kampfschule und die anderen Kinder waren alles für ihn. Ich konnte sein Leben komplett ?ndern und mit ansehen, wie sich dieser Junge entwickelt hatte. Pl?tzlich, aus dem Nichts, v?llig unerwartet, kam jener Tag, an dem ich das erste Mal in meiner Karriere als Sensei nicht pünktlich zur Arbeit kam. Den Rest der Geschichte kennt ihr. Dies war der Augenblick, als ich Artemis zum letzten Mal erblickte.“

  Nach diesem kleinen Einblick in das Leben des Senseis war es auch schon Zeit, sich etwas Schlaf zu g?nnen. Angekommen am n?chsten Morgen, traten Aurelia und ich unsere Reise an. Der Sensei gab uns jeweils noch drei Dinge mit auf den Weg: etwas zu essen, etwas zu trinken und eine Kette mit dem Familienwappen von Sensei Bi-Shi-Zu, die er von seinem Vater geerbt hatte.

  Nun waren wir bereit, den neuen Weg anzutreten und die Herausforderung, die uns bevorstand, entgegenzunehmen.

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