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Ich sehe die Banditen auf uns zu stürmen. Allerdings fühle ich mich wie erstarrt. Vor meinen inneren Auge sehe ich den glassigen, toten Blick von Eugen. Er sucht mich stetig in meinen Tr?umen heim. Es ist fast so, als k?nnte ich sein warmes Blut noch an meinen Fingern spüren. Eine Windb?e schiebt mich schlie?lich von der Stelle und ich falle hin. Verwirrt schaue ich in die Richtung B?e und sehe einen Pfeil genau dort stecken, wo ich bis vor wenigen Sekunden noch stand. Der verantwortliche Magier hat auf einen der Wagen Position bezogen und schleudert seine Zauber in alle Richtungen. Am liebsten würde ich mich gerade selber für meine Unf?higkeit Ohrfeigen. Was würde wohl mein Bruder sagen, wenn er mich gerade sehen k?nnte? Ich kann sein d?mliches Grinsen buchst?blich vor mir sehen.
Ich raffe mich auf und ziehe mein Schwert. Der n?chste Pfeil segelt bereits in meine Richtung aber mir bleibt genug Zeit um dem Projektil auszuweichen. Eilig ducke ich mich hinter den Wagen um aus der Schussbahn zu kommen. Vorsichtig sp?he ich um die Ecke. Es herrscht absolutes Chaos. Von meiner Position aus kann ich Dale und Fred sehen, welche sich beide ein heftiges Gefecht mit mehreren Gegnern liefern. Vor allem die zahlreichen Bogenschützen bereiten ihnen Schwierigkeiten.
Ich brauche einen Moment um zu begreifen, dass ich ja immer noch mit Torben in einer Gruppe bin. Da ich ihn nicht sehen kann, ist er wahrscheinlich bei Andre und den anderen. Ich hoffe Elena und ihrem Kind geht es gut. Vielleicht sollte ich auch erst bei den Magiern nach dem Rechten sehen? Immerhin haben sie keinen, der die b?sen Jungs von ihnen fernh?lt. Was mach ich denn jetzt am Besten? Warum ist Torben nicht einmal zur Stelle wenn ich ihn brauche? Der Mann hat doch scheinbar immer einen Plan parat. Ich h?re ein Knistern hinter mir und fluche. Irgendetwas scheint den Wagen angezündet zu haben. Nach kurzen Z?gern suche ich schlie?lich die Flucht nach vorne.
Ich breche das Pfeilende ab und sprinte auf die Baumgrenze zu. Torben und die Anderen werden schon zurechtkommen. Schauen wir doch mal ob ich die Bogenschützen nicht ein wenig zurück pieksen kann.
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Ich fange das n?chsten Fl?schchen von Andre und trinke den Inhalt ohne mit der Wimper zu zucken. Das dickflüssige Zeug schmeckt einfach nur widerw?rtig. Ich wei? nicht genau was in einem solchen Manatrank drin ist, aber es würde mich nicht überraschen, wenn es S?gesp?ne w?ren. Jedoch erfüllt das Wundermittel seinen Zweck und füllt mein Mana komplett wieder auf. Normalerweise stellt so ein Trank eine ganze Menge mehr Mana her als ich eigentlich besitze. Obendrauf kostet so ein Fl?schchen auch noch unversch?mt viel. Jedoch haben wir gerade gr??ere Sorgen.
Andre, Linda und ich feuern aus allen Rohren um die Banditen in Schach zu halten. Der Windmagier verfügt über einen hervorragenden Zauber um Leute von den Fü?en zu fegen und somit zu einer leichten Zielscheibe zu machen. Die Kraft mit der Lindas Pfeile fliegen ist ebenfalls sehr beeindruckend. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie einen der Banditen durch einen Baum hindurch erschossen hat. Meine Aufgabe ist es Andre zu unterstützen, welcher wiederum Linda den Rücken freih?lt. Rindenschild erweist sich als überaus nützlich in dieser Situation. Der Zauber blockt teilweise sogar zwei Pfeile, bevor er in die Brüche geht. Wenn doch nur die Manakosten nicht so hoch w?ren. Ohne das blaue Wunderzeug w?re ich genauso hilflos wie unsere vier Zivilisten, welche sich hinter dem Wagen versteckt halten. Somit werfe ich reihenweise Manabolzen durch die Gegend um die Nahk?mpfer in ihrer Deckung zu halten.
Allerdings haben bereits alle unsere Pferde ihr Leben gelassen und einer der Wagen hat Feuer gefangen. Die B?ume und Büsche geben den Banditen au?erdem eine hervorragende Deckung. Ich unterbreche meinen n?chsten Zauber um zwei Wurfmessern auszuweichen. Egal wie man es dreht und wendet, unsere Situation ist nicht besonders rosig. Wir sind einfach von zu vielen Seiten angreifbar. Zum Glück bin ich nicht der Einzige, der zu dieser Erkenntnis gelangt ist. “Wir ziehen uns in den Wald zurück”, verkündet Linda lautstark. Ich eile zu Karl und den Anderen und scheuche sie in das Waldstück. Ich erschaffe ein neues Rindenschild um einen Pfeil zu blocken, werde aber davon überrascht, dass es auf einmal drei Projektile sind.
Ich bei?e die Z?hne zusammen und renne den anderen hinterher. Kurz darauf flitzt Linda an mir vorbei und Andre holt mich ebenfalls ein. “Alles gut bei dir?”, fragt mich der verschwitzte Magier als er die Pfeilenden abbricht. “Hab schon Schlimmeres erlebt”, erwidere ich trocken. Die Antwort zaubert tats?chlich ein kurzes L?cheln auf sein Gesicht bevor wir kurz darauf auf Linda, Karl, Sam, Elena und Lara treffen. Alle au?er die Abenteurerin haben verst?ndlicherweise gro?e Angst. Lara weint in den Armen ihrer Mutter, w?hrend Karls H?nde zittern wie Espenlaub. “Wie sehen eure Reserven aus?”, fragt uns die Bogenschützin. Andre trinkt darauf noch einen Manatrank und verzieht das Gesicht für einen Moment in absoluter Abscheu: “Das war der letzte Trank. Au?erdem sind ein Gro?teil meiner Zauber im Wald ziemlich nutzlos” Linda nickt dem Mager zu und fokussiert ihre Aufmerksamkeit auf mich. “Meine Reserven sind noch halbvoll. Allerdings kriege ich damit nicht mehr als ein Schild oder zwei dutzend Manabolzen hin.”
Als die Frau aber zu einer Antwort ansetzt, h?ren wir es in einiger Entfernung rascheln und knistern. Augenblick wirft sich Linda auf den Boden und wir beiden Magier folgen ihr kurz darauf. “Wir sollten versuchen uns zu verstecken”, flüstert die Bogenschützin. “Das Terrain sollte uns einen relativ guten Schutz bieten. Sobald Dale und Fred mit dem anderen Gesindel fertig sind, werden sie zu uns sto?en und wir r?umen hier auf.” M?glichst lautlos robben wir zu dem Rest der Gruppe, welche mittlerweile allesamt ebenfalls auf den Waldboden liegen. “Hast du irgendeinen braunen Stoff dabei”, flüstere ich zu Karl. Der H?ndler schaut mich irritiert an. “Eure Kleidung f?llt zu sehr im Wald auf.” Der Mann realisiert nun, was ich von ihm m?chte und kurz darauf erscheinen zwei gro?e, braune Decken in seiner Hand.
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Somit warten wir geduldig unter den Decken verborgen auf die Banditen. Wir k?nnen h?ren wie sie langsam n?her kommen. “Kommt raus kleine M?use!” “Wir finden euch sowieso früher oder sp?ter, macht es uns also nicht so schwer.” “Wir versprechen auch zu den Damen besonders freundlich zu sein.” Eine Aussage die von schallendem Lachen begleitet wird.
Die Bildschirme jagen mir einen Schrecken ein. Wenigstens sind sie ein Beweis dafür, dass Clara noch am Leben ist. Unkraut vergeht bekanntlich nicht.
Wir halten den Atem an als wir zwei M?nner durch die Büsche kommen sehen. Sie haben uns noch nicht entdeckt. Mein K?rper ist angespannt und ich umklammere meinen Zauberstab. Die Banditen sind allerdings so schnell wieder aus unserem Sichtfeld, wie sie erschienen sind. Ich kann meine Mitreisenden aufatmen h?ren. Allerdings raschelt es neben mir und Linda schie?t einen Pfeil ins Dickicht. Ich wei? nicht, wie sie den Mann gesehen hat aber dem Schmerzensschrei nach zu urteilen, hat sie ihn b?se erwischt. “Sie sind hier drüben M?nner”, h?re ich ihn rufen. Mist!
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Mein Schwert verfehlt den n?chsten Banditen knapp und verf?ngt sich stattdessen im Baum. Der folgende Tritt wirft mich zu Boden, doch ich stehe umgehend wieder auf.
Der Bandit ist zwar von mir überrascht, tauscht aber seinen Bogen rasch gegen einem Dolch ein. Ich suche vorsichtig die Konfrontation. Ein paar Hieben kann ich ausweichen, bevor er mich im Bauchbereich trifft.
Der glühende Schmerz durchf?hrt mich und nur mit Mühe kann ich einen Schrei unterdrücken. Ich ramme den Mann zu Boden, wobei er seine Waffe verliert. Er windet sich wie eine Schlange und es braucht eine Menge Kraft um ihn festzuhalten. Der Mann verpasst mir eine Backpfeife.
Ich kann spüren wie die Wut in mir aufsteigt und drücke meine Daumen in seine Aug?pfel. Der Mann schreit furchtbar, doch in meiner Wut prügle ich auf ihn ein, bis er sich nicht mehr rührt. Ersch?pft stehe ich auf und ziehe mein Schwert aus dem Baum.
Mein Bauch fühlt sich komisch an und die Wunde brennt h?llisch. Ich rei?e von meinem ?rmel ein breites Stück ab und bastle mir daraus einen provisorischen Verband. Der Stofffetzen wird reichen, bis ich mich erholt habe.
Meine Fü?e tragen mich zurück zu den Wagen. Wo sind Torben und die Anderen hin? Statt dieser Frage mehr Beachtung zu schenken, eile ich lieber in Richtung der Kampfger?usche. Mein Blick f?llt auf ein gutes Dutzend Leichen. Inmitten der Kadaver duelliert sich Dale mit dem Banditenanführer. Der Krieger ist mit zahlreichen Pfeilen und Blut übers?t. Sein Gegenüber ist ebenfalls vom Blut gezeichnet. Der linke Arm des Anführers fehlt komplett. Beide Parteien atmen einen Moment durch, bevor sie sich in die n?chste Runde stürzen.
So beeindruckend das Schauspiel auch ist, ich muss Dale irgendwie zu Hilfe eilen. Sein Gegner ist ein Rang 2 und ich habe nur noch 8 Lebenspunkte übrig. Au?erdem fühle ich mich absolut beschissen. Was kann ich machen, um ihm zu helfen?
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Ich rolle zur Seite und entgehe so der herabfallenden Axt. Der Mann ist sichtlich frustriert davon, mich nicht in die Finger zu kriegen. Im n?chsten Moment habe ich aber bereits eine Sorge weniger als eine Windb?e an mir vorbei saust und den Mann exekutiert. Ich danke gedanklich dem Windmagier aus tiefstem Herzen. Ohne ihn w?ren wir sowas von aufgeschmissen. Mitten im Getümmel ist auf einmal einer der beiden Rang 2 Banditen aufgetaucht. Wir konnten Sam nicht retten. Linda hat den Mistkerl zurück getrieben und k?mpft hier jetzt irgendwo um ihr überleben.
Ich finde meinen Weg zurück zu Andre. Der Mann versucht sich gerade selber einen Level 30 Schwertk?mpfer vom Leib zu halten. Nur zu gerne erwidere ich den Gefallen und jage dem Mann einen Manabolzen in den Rücken. Der Krieger schreit vor Schmerz auf, ist aber noch mehr als lebendig. Diese kurze Ablenkung reicht dem Windmagier um den Banditen mit einem Zauber von den Fü?en zu fegen. Es braucht zwei weitere Zauber meinerseits um den Halunken endlich zur Strecke zu bringen. Das sollte der Letzte gewesen sein.
“Wo ist der Rest?”, frage ich ihn ohne auf die Mitteilungen zu achten. Andre schüttelt betreten mit dem Kopf: “Wir sollten schauen, ob Linda unsere Hilfe braucht.” Der Magier bringt ein Amulett zum Vorschein, welches blau aufleuchtet und danach Richtung Westen ausschl?gt.
Wir finden Linda schlie?lich an einem Baumstamm sitzend. Eine ?u?erst unsch?ne Wunde zieht sich über ihr ausgestecktes, linkes Bein. In ihrer Hand h?lt sie einen blutbefleckten Dolch. Keine zwei Meter von ihr entfernt, liegt die Leiche des hochrangigen Bandits. “Du siehst furchtbar aus Chefin”, stellt meine Begleitung fest. “Halt die Klappe Andre und hilf mir lieber hoch.”
Wir stützen die Fernk?mpferin abwechselnd auf unserem Rückweg. Kurz bevor wir wieder die Stra?e erreichen, sto?en wir auf Dale und Clara. Beide sehen mehr als nur fertig aus. “Fred?”, fragt Linda den blutüberstr?mten Krieger. Der Mann spuckt ins hohe Gras: “Hat es nicht geschafft. Ist für mich in die Bresche gesprungen und hat sein verdammtes Leben dafür gegeben.” Niemand von uns hat gro?artig Redebedarf als wir wieder auf der Stra?e stehen. Ein gutes Dutzend Leichen liegt verstreut auf dem Weg. Die Pferde sind tot, einer der Wagen ist niedergebrannt, ein Weiterer zerst?rt. Von unserer beschaulichen Reisegruppe aus insgesamt 12 Personen sind nun nur noch 5 übrig.