Neugierig schaue ich zuerst auf meinen Status.
Es ist ein wenig entt?uschend zu sehen, dass ich wieder Level 1 bin. Immerhin sind meine Attribute noch da. Ich wei? nicht wie viele Attributspunkte ein normaler Mensch zu diesem Zeitpunkt besitzt. Jedoch bezweifle ich, dass es 38 sind. Als n?chstes schaue ich mir den Zauberstab an.
Für mich sieht diese Waffe ziemlich gut aus. Fairerweise ist es auch nicht schwierig, im Vergleich gegen einen verschlissenen Kampfhandschuh, gut auszusehen. Bevor ich den Stab aber aus meinem Inventar nehme, f?llt mir etwas ungew?hnliches auf. Mein Inventar ist geschrumpft! Statt den normalen fünf Pl?tzen habe ich jetzt nur noch vier.
So etwas sollte meines Wissens nach gar nicht m?glich sein. Anna hat mir erkl?rt, dass jeder mindestens über 5 Pl?tze für Fertigkeiten oder Zauber und 5 Inventarpl?tze besitzt. Ich grüble einen Moment über mein Dilemma nach, bevor ich meinen Zauberstab aus dem Inventar nehme. Mit Verblüffung schaue ich auf die Anzeige. Zur Sicherheit lege ich den Stab sogar noch einmal extra zurück und nehme ihn wieder heraus. So wie es aussieht, nimmt mein Zauberstab zwei Inventarpl?tze ein. So etwas h?tte mir die Wegweiserin ruhig erkl?ren k?nnen! Somit ist das Inventar also nicht nur in der Stapelanzahl begrenzt, sondern es gibt auch Gegenst?nde die mehrere Pl?tze einnehmen. Aber wonach richtet sich nun wie viel Platz ein Gegenstand wegnimmt?
Meine Vermutung ist, dass es mit der Gr??e des Objekts zutun hat. Der Zauberstab ist fast so gro? wie ich. Er besteht aus einem dunklen Holz, ist entrindet und liegt angenehm in der Hand. Am oberen Ende thront ein dunkelblauer Kristall. Ich frage mich, ob alle Zweihandwaffen automatisch zwei Pl?tze einnehmen. Immerhin ist meine neue Waffe deutlich leichter als ein gro?es Schwert. Mein n?chstes Interesse gilt meinem Zauber.
Ich lasse einen anerkennenden Pfiff aus. 13 Schaden ist eine ganze Menge. Mit meinem kümmerlichen Handschuh konnte ich gerade einmal 4 Schaden austeilen. Pro drei Punkte in Intelligenz verursachen meine Zauber einen Schaden mehr. Auch der Bonus meines Zauberstabes kann sich direkt sehen lassen. Ich beschlie?e schlie?lich den Zauber einmal auszuprobieren.
Mein Testobjekt ist ein mit Moos überzogener Stein. Er ist wohl in etwa so gro? und breit, wie mein Unterschenkel lang ist. Ich positioniere mich in einiger Entfernung und aktiviere den Zauber. Drei Sekunden sp?ter leuchtet eine bl?uliche Kugel am Ende meines Stabes auf und mit einem kurzen Schwenker ziele ich auf den Stein. Das Geschoss fliegt auf mein Ziel zu und schl?gt zwei Meter daneben ein. Vielleicht h?tte ich doch ein wenig n?her heran gehen sollen. Dafür ist jetzt im Moosteppich ein zwei faustgro?es Loch.
Ich probiere es nochmal auf einer Entfernung von etwa fünf Metern und treffe diesmal den Stein. Die Kraft hinter dem Zauber sprengt die H?lfte meines Testobjektes in Stücke. Mit so einem Manabolzen kann man ganz sch?n viel Unheil anrichten! Ich probiere noch aus, ob ich den Zauber auch aus der Bewegung heraus wirken kann und wie weit der Bolzen überhaupt fliegt. Gerne h?tte ich noch mehr Sachen ausprobiert aber mein Mana reicht nunmal nur für vier Versuche.
Zu meiner Entt?uschung scheine ich w?hrend der Wirkzeit immer stehen bleiben zu müssen, was zaubern eine ganze Ecke schwieriger macht. Sobald ich auch nur einen Schritt mache, bricht der Zauber einfach ab. Mein Mana verbrauche ich allerdings trotzdem. Gleichzeitig fliegt der Ball zwar zügig, jedoch nicht überragend weit. Ich kann einen Stein der gleichen Gr??e weiter werfen als diese kleine Lichtkugel durch die Lüfte segelt. Die Zerst?rungskraft ist auf jeden Fall der gr??te Pluspunkt des Manabolzen. Ich kann es kaum erwarten einem dieser Krautlinge das Ding um den Grünst?ngel zu werfen. Au?erdem f?llt mir die Zeile für den Levelaufstieg des Zaubers auf. Neugierig kontrolliere ich meine anderen Fertigkeiten.
Level 50 und der Aufstieg in den n?chsten Rang sind noch eine Ewigkeit entfernt. Die beiden anderen Bedingungen sind jedoch zeitnah machbar. Vor allem Eiserner Wille sollte mit den Krautlingen in wenigen Tagen erledigt sein. Doch diese Pl?ne stelle ich erst einmal hinten an. Mit 13 Sil in der Tasche sollte ich mir einiges an Vorr?ten leisten k?nnen und immer noch genug übrig haben für eine übernachtung im Gasthaus. Somit packe ich meinen nicht vorhandenen Besitz und folge dem Fluss abw?rts. Erst am übern?chsten Abend erreiche ich eine Brücke, welche über den kleinen Fluss führt. Jetzt muss ich nur noch dem Weg folgen und erreiche in einem Tagesmarsch Mirheim. Ich versuche meinen Hunger mit Wasser zu stillen. Diese Strategie l?sst mich zumindest nicht die ganze Zeit über an etwas zu essen denken. Da der Tag sich dem Ende neigt, suche ich mir eine m?glichst bequeme Schlafm?glichkeit. Somit verbringe ich die zweite Nacht in Folge in den Wipfeln des Waldes.
Da ich am n?chsten Tag auch keinen Zugang mehr zu Wasser habe, bin ich entsprechend schlecht gelaunt. Zwischenzeitlich habe ich darüber nachgedacht, einen Hasen mit einem Manabolzen abzuschie?en. Allerdings ist kein Tier doof genug, drei Sekunden lang in meiner Gegenwart stehen zu bleiben. Nicht das ich wüsste, wie man einen Hasen ausnimmt oder ein Feuer macht. Ersch?pft komme ich am sp?ten Nachmittag in Mirheim an.
Die Stadtwache schaut mich immer noch genau so b?se an, l?sst mich aber ansonsten anstandslos passieren. Ich versuche ihn genauso wie alle Anderen zu ignorieren und steuere direkt das Gasthaus an.
“Eine übernachtung mit Frühstück bitte,” sage ich zum Gastwirt und lasse die 8 Sil aus der Luft erscheinen. “Wir sind voll”, entgegnet mir Dieser mürrisch. Verwundert schaue ich mich in der Taverne um. Obwohl es bald dunkel wird sind die Tische weitestgehend leer. Eine ausgebuchte Taverne ohne G?ste? “Sind sie sicher, dass kein Zimmer mehr frei ist?”, frage ich h?flich nach. “Spreche ich etwa undeutlich?”, f?hrt er mich an, “Alle Zimmer sind belegt, ausgebucht, nicht mehr verfügbar! Muss ich es jemanden wie dir etwa buchstabieren? Sieh zu das du Land gewinnst, bevor ich die Wache rufe.”
Gerne würde ich etwas erwidern aber die K?rpersprache des Gastwirtes macht es eindeutig, dass er seine Drohung Ernst meint. Wortlos nehme ich meine Münzen und verlasse das Gasthaus. Frustriert laufe ich zu dem Stand mit der Kartoffelsuppe, welcher glücklicherweise noch offen hat. Die warme Mahlzeit ist eine absolute Wohltat. Leider heitert mich das Essen nur bedingt auf. Soviel zu meinen Aussichten auf ein ordentliches Bett für die Nacht. Abweichler sind ja so toll, Mensch schau mal unseren tollen Attribute an, am Arsch! Die normalen Menschen schauen mir vor lauter Abscheu nicht mal in die Augen. Dabei habe ich Niemanden hier etwas getan. Das Dorf kann mich mal!
Nachdem ich meine Mahlzeit beendet habe, beeile ich mich noch aus dem Dorf zu kommen. Die Bewohner k?nnen so viel auf mich rumtreten wie sie wollen, aber ich werde Ihnen nicht auch noch den Gefallen tun, auf ihren Stra?en zu schlafen. Am Waldrand angekommen feuere ich vor lauter Wut meinen Handschuh ins n?chstbeste Dickicht. Es dauert einige Minuten bis ich mich wieder beruhigt habe. Ich merke wie der Ersch?pfung des Tages an mir zerrt und seufze. Wenigstens komme ich jetzt schon wesentlich flotter einem Baum hinauf. In einem Baum zu übernachten ist bereits unbequem. In einem Nadelbaum zu n?chtigen macht es nicht gerade besser. Wenigstens ist es im Schatten des Dorfes nicht ganz so dunkel.
Am n?chsten Morgen kehre ich nach Mirheim zurück. Egal was ich von den Bewohnern halte, so bin ich dennoch auf Lebensmittel angewiesen. Wenigstens nehmen die Stra?enh?ndler mein Sil noch an und dank meines n?chtlichen Schlafplatzes, kann ich mir um einiges mehr an Proviant leisten. Vier Roggenbrote, zwei ?pfel und 300g K?se befinden sich nun wohl verstaut in meinem Inventar. Im Gegenzug muss ich nun meinen Zauberstab die ganze Zeit über tragen. Ein übel, mit dem ich durchaus leben kann.
Am übern?chsten Tag komme ich wieder bei der Hütte am Fluss an. Zu meiner Freude bleibt die verlassene Hütte ihrem Namen treu. Mein ?rger über die Dorfbewohner ist mittlerweile verflogen. Der Wald, die frische Luft und die Ger?usche der Natur lassen solche Unannehmlichkeiten nichtig erscheinen. Meine einseitige Brotmahlzeit nun etwas verbessern zu k?nnen hat gewiss auch nicht geschadet. Da es bis zur D?mmerung noch etwas hin ist, beschlie?e ich, nach meinen kreischenden Freunden zu schauen.
Wie zu erwarten war, hat sich auf der Lichtung nicht viel getan. Ich kann nicht einmal sagen, ob mein Eingreifen der Anzahl an Krautlingen irgendwie geschadet hat. Von dem Regen ist mittlerweile nichts mehr zu sehen und entsprechend sind auch nur ein paar obligatorische Wachen an der Oberfl?che pr?sent. Es wird Zeit meinen Manabolzen auszuprobieren.
Ich stehe diesmal auf der Lichtung anstatt durch den Morast zu kriechen. Meine erste Idee war, aus den Büschen auf mein Ziel zu feuern aber ich traue mir nicht zu, Ihn auf diese Distanz zu treffen. Schlie?lich ein paar Meter von dem unwissenden Gesch?pf entfernt, wirke ich meinen Manabolzen. Die Kugel trifft ins Schwarze und der Krautling sackt leblos zu Boden.
Ich bin fassungslos von der Wucht meines Zaubers. Der Krautling ist f?rmlich explodiert! Eilig ziehe ich mich von der Lichtung zurück, nur um festzustellen, dass keiner der Krautlinge meinen Anschlag bemerkt hat. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit trabt einer der restlichen Wachen zu seinem toten Artgenossen. Er schaut sich den Kadaver an, schaut einmal nach links, einmal nach rechts, hebt einen Arm des Toten auf und beginnt ihn zu verspeisen!
Ich weiss nicht genau, was ich erwartet habe. Die kleinen Gesch?pfe wirkten auf mich nicht so als h?tten sie eine ausgepr?gte Trauerkultur. Das kannibalische Verhalten ist trotzdem ?u?erst makaber. Ich n?here mich von hinten und einige Sekunden sp?ter liegen nun zwei zersprengte Kreaturen auf der Lichtung.
Diesmal scheint auch nach l?ngerer Zeit niemand die Kadaver zu bemerken. Dank meiner Manaregeneration kann ich nun zumindest absch?tzen, wann eine Stunde um ist. Da ich nun noch drei weitere Manabolzen zaubern kann und meine Aktion die Krautlinge nicht zu kümmern scheint, nehme ich mir die restlichen Wachen vor.
Die ganze Angelegenheit erweist sich als einfacher als gedacht. Selbst als ich eine Wache im Sichtfeld der Anderen t?te bleibt diese seelenruhig. Ich verfalle fast in ein trauriges Lachen, wenn ich bedenke, wie knapp unseren vorherigen Begegnungen ausgingen. Da es langsam Dunkel wird, breche ich an dieser Stelle ab und trete den Rückweg an.
Als ich die Hütte erreiche ist es bereits tiefste Nacht. Zum Glück scheint der Mond heute relativ hell oder ich w?re bestimmt in irgendein Loch gefallen. Vielleicht w?re Nachtsicht doch gar keine so schlechte Fertigkeit gewesen. Andernfalls hat mir eiserner Wille überhaupt erst erm?glicht, was ich gerade tue. W?hrend ich mein Abendessen genie?e, gehe ich meine Erkenntnisse des Tages durch.
Die Krautlinge erscheinen mit meiner neuen Klasse nun nicht mehr ansatzweise so gef?hrlich. Ich werde trotzdem versuchen, Eiserner Wille auf Level 2 zu bringen. Wer wei? wann sich die Fertigkeit noch einmal als nützlich erweist. Au?erdem finde ich so heraus, wie viel besser eine Level 2 Fertigkeit wirklich ist. Des weiteren befinden sich zwei Exemplare Krautlingsgrün in meinem Inventar. Allerdings erweist sich mal wieder Identifizieren als nicht besonders hilfreich.
Zumindest zeigt mir meine Mission an, dass es das richtige Grünzeug ist. Nur noch acht weitere Exemplare und ich kann die Mission bei Gustav abschlie?en. Allerdings ist mir auch aufgefallen, dass nicht jeder tote Krautling mir sein Grünzeug überl?sst. Es bringt mir nichts über etwas nachzudenken, worauf ich alleine keine Antwort finden werde.
Der freie Attributspunkt lacht mich schon eine lang Weile an, aber ich bin mir noch nicht sicher, in was ich ihn investieren m?chte. Ansonsten bleibt mir nur morgen da weiter zu machen, wo ich heute aufgeh?rt habe.
Der n?chste Tag auf der Lichtung gestaltet sich recht entspannt. Es dauert nicht mal eine Stunde bis mein Mana erneut leer ist und fünf Krautlinge leblos auf dem Boden liegen.
So schnell kann es gehen und man ist auf einmal wieder Level 3. W?hrend ich darauf warte, dass sich mein Mana wieder aufl?dt, überlege ich mein weiteres Vorgehen. Aktuell sind alle anderen Krautlinge vergraben. Ich muss die Biester an die Oberfl?che locken, um Sie auch sicher mit einem Manabolzen t?ten zu k?nnen. Die Frage ist nur wie ich das am besten bewerkstellige. Den Wolken nach zur urteilen, kann ich wohl nicht auf Regen hoffen.
Nachdem ich drei Stunden mir die Zeit vertrieben habe, schreite ich erneut zur Tat. Mit Kieseln bewaffnet n?here ich mich einer Gruppe Grünst?ngel. Nach ein paar Versuchen treffe ich das Krautlingsgrün und die Kreatur sch?lt sich langsam aus ihrem Ruheplatz. Allerdings weckt die Unruhe auch seinen beiden Freunde. Genau aus diesem Grund habe ich sicherheitshalber genug Mana für drei Bolzen angesammelt. Die Krautlinge haben keine Chance. Sobald der Erste seinen Kopf aus der Erde streckt fliegt ihm bereits sein Tod entgegen. Da die Kreaturen ewig brauchen um sich aus ihrem Zuhause zu befreien, bleibt mir genug Zeit um direkt den n?chsten Manabolzen vorzubereiten.
Am n?chsten Tag befinden sich sogar nur drei Wachen an der Oberfl?che. So langsam scheine ich die Bev?lkerung auszudünnen. Gestern konnte ich noch zwei weitere Krautlinge t?ten, was mich einen gro?en Schritt in Richtung Level 5 bringt.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ich die erforderliche Erfahrung beisamme habe.
Gespannt warte ich auf ein neues Fenster, was mir eine neue Fertigkeit ankündigt, doch werde entt?uscht. Da habe ich mich wohl umsonst gefreut. Vielleicht ist es aber auch gut so. Wenn einem aller fünf Level eine neue Fertigkeit verliehen würde, sind 5 Fertigkeitspl?tze auch schnell belegt. Ich vertreibe mir die Zeit bis ich ein wenig Mana regeneriert habe und widme mich dem zweiten Teil meiner heutigen Tagesaufgabe, dem Levelaufstieg für Eiserner Wille.
Ich brauche nur einen Krautling aufwecken, warten bis er aus seinem Loch geklettert ist, er mich sieht und danach die Truppe zusammen ruft. Der Anblick von ein paar dutzend grimmigen Gemüsemenschen ist auf jedenfall ein au?ergew?hnliches Erlebnis. Allerdings habe ich keine Angst mehr vor ihrem Schreckzauber und sobald die Welt um mich herum still wird, habe ich das Schlimmste überstanden.
Ich lasse mir Zeit bei meiner stockenden Flucht. Mein Plan ist es die Kreaturen tiefer in den Wald zu ziehen, doch es stellt sich heraus, dass die Kreaturen irgendwann das Interesse an mir verlieren. Sobald wir ein paar Schritte über die Baumgrenze hinaus gehen drehen die Krautlinge um und scheinen mich vergessen zu haben. Somit muss ich wieder zurück und die Biester erneut anlocken. Au?erdem scheint es mehrere Stunden zu dauern bis die Kreaturen den Schreckzauber erneut einsetzen k?nnen. In der Zwischenzeit traben mir die Krautlinge einfach nur stupide hinterher. Am frühen Abend habe ich schlie?lich mein Ziel erreicht.